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Humanitäre Helfer zeichnen düsteres Bild von Gaza

Die Lage in Gaza verschlimmert sich. Israels Einfuhrblockade seit 18. März bedroht die Versorgung in allen Bereichen, sagen Hilfsorganisationen. Für die Helfer ist das Gebiet gefährlich.

Die humanitäre Lage im Gazastreifen hat sich laut Hilfsorganisationen wegen der erneuten Kampfhandlungen und Israels Blockade seit dem 18. März weiter verschärft. In dem seit 24 Tagen vollständig abgeriegelten Gebiet drohten die Vorräte an Hilfsgütern und medizinischem Material auszugehen, warnten Vertreter von Oxfam, Safe the children, Norwegian Refugee Council, MedGlobal und weiterer Organisationen bei einer Online-Presseveranstaltung am Mittwoch.

Sie kritisierten Verstöße gegen humanitäre Prinzipien, darunter fehlender Schutz humanitärer Einrichtungen vor Angriffen sowie der Helfer, deren Zugang zur notleidenden Bevölkerung zunehmend erschwert werde. Im Gazastreifen seien mehr humanitäre Helfer getötet worden als in jedem anderen Konflikt, so die Leiterin der Abteilung für humanitäre Politik bei Save the Children, Alexandria Saieh.

Allein in den ersten sieben Tagen seit Wiederaufnahme der Kampfhandlungen seien 140.000 Menschen vertrieben worden, so Gavin Kelleher vom Norwegian Refugee Council. Demnach erließ Israel für 15 Prozent des Gazastreifens Evakuierungsbefehle. 92 Prozent der Häuser in Gaza seien beschädigt oder zerstört, rund eine Million Menschen benötigten dringend Zelte, weiteren 700.000 Menschen fehle es an grundlegenden Dingen. Zudem sei Gaza “übersät mit Blindgängern”. Bis zu zehn Prozent der auf Gaza abgeschossenen Sprengkörper seien nicht explodiert.

Die Schäden im Wasser- und Sanitärbereich haben laut Oxfam-Vertreterin Clemence Lagouardat ein kritisches Ausmaß erreicht. Gegenwärtig stünden nur knapp 20 Liter Wasser pro Person und Tag zur Verfügung. Rund 200 Wasser- und Sanitäranlagen seien unzugänglich für die Helfer. Mangelnde Treibstoffversorgung drohe, die Wasserversorgung binnen Wochen zum Erliegen zu bringen.

Zahlreiche Bäckereien hätten wegen fehlendem Kochgas und Treibstoff bereits schließen müssen, so Kelleher. Derzeit arbeiteten noch 16 Bäckereien, wobei der Mehlvorrat wegen der Blockade nur noch für vier Tage reiche.

Ein desolates Bild zeichneten medizinische Helfer auch vom Gesundheitswesen. 13 von 35 Krankenhäusern des Gazastreifens seien außer Betrieb. Seit Kriegsbeginn seien rund 1.000 Menschen aus dem medizinischen Bereich getötet worden. Eine völlige Überlastung der noch teilweise funktionierenden Krankenhäuser sowie ein akuter Mangel an medizinischem Material zwinge die Ärzte zur Triage. “Wir sehen schreckliche Szenen des Leidens”, so Baidoun.