Hoffnung auf interkulturelle Öffnung

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) findet erstmals in Deutschland statt. Christen aus mehr als 120 Ländern kommen im September nach Karlsruhe. In Hamburg findet bereits am 26. August die Preconsultation statt.

Alle an einen Tisch holen – in Karlsruhe wie auch in Kiel wie hier beim Ökumenischen Mahl der Kirchen im vergangenen Juni.
Alle an einen Tisch holen – in Karlsruhe wie auch in Kiel wie hier beim Ökumenischen Mahl der Kirchen im vergangenen Juni.Almut Witt

Hamburg/Rantzau-Münsterdorf. Flüchtlinge in den 50ern, Rassismus in den 70ern, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ab den 80ern – und nun? „Jede Bewegung braucht ihre Geschichte, und die Geschichte der ökumenischen Bewegung ist seit dem Zweiten Weltkrieg sehr eng an die Vollversammlungen des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) geknüpft“, erklärt Friedrich Degenhardt, Ökumenepastor aus Harburg-Mitte. Er selbst war bereits 2005 im brasilianischen Porto Alegre und 2013 in Busan bei den Vollversammlungen des ÖRK dabei. Nun auch wieder. „Ich fahre mit sehr offenen Ohren nach Karlsruhe, um zu erleben, was jetzt dran ist.“

Tagung erstmals in Deutschland

Erstmals in seiner 74-jährigen Geschichte tagt der ÖRK in diesem Jahr in Deutschland, genauer: Karlsruhe. Vom 31. August bis zum 8. September treffen sich dort orthodoxe, anglikanische, baptistische, lutherische, methodistische und reformierte sowie viele charismatische, unabhängige, vereinigte und sich vereinigende Kirchen aus der ganzen Welt. Aktuell hat der ÖRK 352 Mitglieder. Die römisch-katholische Kirche ist nicht dabei.

„Es gibt weltweit kein anderes Forum, in dem eine solche kulturelle Breite zu Wort kommt“, sagt Degenhardt. Er berichtet von den First Nations aus Kanada und ihrem Leid an der Zerstörung der Natur und wie sie ihren spirituellen Umgang damit finden. „Die Abschlusserklärung ist auch immer eine große Sammlung der aktuellen Nöte dieser Welt“, so Degenhardt. Eine Sammlung der Nöte der Welt – und dann? Was geschieht mit dieser Sammlung?

In Karlsruhe werden Impulse entstehen

„Im ökumenischen Leben, wie wir es in den Gemeinden oder in der Nordkirche kennen, steckt mehr ÖRK, als man meint“, sagt Jens Haverland. Er ist Pastor bei der Ökumenischen Arbeitsstelle im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf. „Der ÖRK labert nicht, sondern die dort gefassten Gedanken gehen weiter in die Synoden und wirken so fort.“ Das spiegelt sich im Kirchenleben in konkreten Aktionen wider. Da gibt es Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker aus Norddeutschland, die sich mit Delegationen aus Rumänien, Litauen und Lettland nach Straßburg aufgemacht haben, um neue Lieder einzustudieren oder das Ökumenische Mahl, zu dem Kieler Kirchen im Juni eingeladen haben. „In Karlsruhe werden Impulse entstehen, die in den nächsten zehn Jahren wichtig sein werden, aber so, dass man nicht nur auf seine eigene Landeskirche blickt, sondern auch konfessionsübergreifend schaut: Wie gehen Kirchen in anderen Teilen der Welt damit um.“

Auf diesen geweiteten Blick freut sich auch Degenhardt. „Ich fahre mit der Hoffnung nach Karlsruhe, Ideen und Kontakte im Bereich interkultureller Öffnung zu finden“, so Degenhardt. Da sei zum Beispiel der Workshop über soziales Engagement in Luton­, nördlich von London. Dort wie auch in Harburg sei die Zusammenarbeit zwischen den Glaubensgemeinschaften ein großes Thema. „Ich freue mich darauf zu sehen, wie solche Kooperationen noch funktionieren können oder, wie man trotz vollkommen unterschiedlicher Positionen gut miteinander umgehen kann.“

ÖRK-Veranstaltung findet vorab in Hamburg statt

Das „Kerngeschäft“ bildet die Vollversammlung der Delegierten. An ihr wird auch Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt teilnehmen. Daneben gibt es Workshops und ein Rahmenprogramm. In Hamburg wird es schon vom 26. bis 30. August ÖRK-Luft zu schnuppern geben. Dann findet erstmals die Preconsultation statt. „Von der Idee her ist die Veranstaltung ähnlich wie die Gespräche beim ÖRK angelegt, nur mit Delegierten aus den Partnerkirchen der Nordkirche“, erklärt Degenhardt.

Unter dem Motto „Unification and Healing“ werden  rund 100 Teilnehmer zu einem akademischen Programm mit Vorträgen und Workshops erwartet. Daneben soll die große ökumenische Vielfalt in Hamburg und der Region erlebbar gemacht werden mit Besuchen in den Gemeinden vor Ort. Zum Beispiel am Sonntag, 28. August, in der Harburger St.-Johannis-Kirche. Um 11 Uhr wird hier ein Gottesdienst mit internationalen Gästen gefeiert.

Info

Wer die Preconsultation digital verfolgen möchte, kann sich auf https:­//preconsultation.church.tools/publicgroup/19 anmelden.