Hier wird Nächstenliebe groß geschrieben

Mehr Miteinander, mehr Vielfalt, mehr Respekt vor der Natur – das ist das Ziel einer Aktion des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros Nordfriesland.

Anna Lena Ihme (l.) und Susanne Kunsmann
Anna Lena Ihme (l.) und Susanne KunsmannKristina Larek

Niebüll. Kennen Sie das? Morgens im Bus schauen alle Fahrgäste auf ihre Smartphones. Manch einer verpasst sogar seine Haltestelle deswegen. Wer auf dem Weg zur Arbeit neben ihnen gesessen hat, das haben die meisten gar nicht bemerkt. Um Trends wie diesen zu unterbrechen, hat das Team vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) die Aktion „Make Nächstenliebe great again“ gestartet. „Ich hoffe, es bewirkt, dass die Menschen zufriedener sind, freundlicher miteinander umgehen, und dass sie mal wieder schauen, dass Kleinigkeiten wichtig sein können“, sagt Leiterin Susanne Kunsmann.

Zehn kleine Aufgaben stehen auf den Aktionskarten, die das EKJB kostenlos abgibt, um die Nächstenliebe zu fördern. Die Aktion kommt gut an: Inzwischen sind laut EKJB 16.000 Karten angefragt worden. Eine Aufgabe ist zum Beispiel: ‚Lächle den ganze Tag alle Menschen an, die Dir begegnen“. Eine weitere ist laut Kunsmann, jemanden anzurufen, statt nur eine Nachricht zu schreiben – und bei allen Aufgaben gehe es darum, in Kontakt mit seinen Mitmenschen zu treten, auch wenn der Nächste die Umwelt sei, betont Anna Lena Ihme, die sich beim EKJB besonders für Klimaschutz und Nachhaltigkeit engagiert. „Make Nächstenliebe great again“ rufte etwa zum Radfahren oder dazu auf, vegetarisch zu leben. „Weil es um Gerechtigkeit geht“, erklärt Ihme: Es gehe dabei um den Nächsten in der Ferne, weil unser Handeln auch Konsequenzen für die Menschen im globalen Süden habe.

Alter christlicher Wert

Nächstenliebe, das sei die Grundlage christlichen Handelns, „ein aufeinander Achten, zu gucken, wer neben mir ist und ob dieser Mensch etwas braucht“, erläutert Anna Lena Ihme. Ihr falle dabei stets ein, dass ihre Konfirmanden Nächstenliebe sofort mit gegenseitigem Respekt in Verbindung brachten, betont die Pädagogin. Mit der Aktion „Make Nächstenliebe great again“ will das Team diesem alten christlichen Wert neues Leben einhauchen. „Die kleinen Aufgaben kann jeder mitmachen“, sagt Kunsmann, die hofft, dass mit der Aktion in Nordfriesland eine positive Lawine, vielleicht in die ganze Welt, ausgeht.

Im Moment gebe es jedoch einen anderen Trend. „Mehr ich, mehr Geld, mehr irgendwas“, beschreibt es Susanne Kunsmann. Der Name der Aktion ist an den Wahlkampfslogan von US-Präsident Donald Trump angelehnt, das Ziel entgegengesetzt: Es gehe nicht darum, dass Einzelne sich über andere erheben, so Kunsmann, sondern, alle Menschen in den Blick zu bekommen: „Wir sind für alle Menschen da.“

Als Teil der Gesellschaft sei spürbar, dass sich Parteien und Menschen immer häufiger darüber positionierten, dass sie gegen etwas sind. „Als Kirche stehen wir natürlich für Vielfalt, für Menschlichkeit, eben für Nächstenliebe. Eben dafür, dass Menschen andere Menschen wieder in den Blick bekommen.“ Deswegen ist jeder eingeladen mit seiner Jugendgruppe, seinem Pokerclub oder seinem Sportverein bei der Aktion mitzumachen.

Info
Die Aktionskarten und dazu passende Armbänder können bis zum 1. Mai hier gratis bestellt werden.