Hier ist Mitsingen noch erlaubt

Einen Himmelfahrts-Gottesdienst in einem Autokino haben Kirchengemeinden in Itzehoe nördlich von Hamburg gefeiert. Die Predigt kam von einer LKW-Bühne, anders als in Kirchen war Gesang gestattet.

Auch beim Einparken wird der Sicherheitsabstand eingehalten
Auch beim Einparken wird der Sicherheitsabstand eingehaltenJulia Fischer

Itzehoe. Kein Altar, dafür eine riesige Leinwand: Die Kirchengemeinden der Region Itzehoe haben am Himmelfahrtstag ihren dritten Gottesdienst im Autokino gefeiert. Mit reichlich Abstand standen 18 Autos auf der großen Sandfläche der Malzmüllerwiesen in der Itzehoer Innenstadt. Drei Pastoren und der Posaunenchor Hohenlockstedt feierten ihnen gegenüber auf einer LKW-Bühne Gottesdienst mit Predigt, Fürbitten, Gebet und Gesang. Im PKW waren jeweils maximal zwei Personen zugelassen. Dort durften sie auch mitsingen – was in den Kirchen noch verboten ist.

„Unsere Kirche ist noch nicht wieder geöffnet“, sagte ein Besucher aus dem Umland, der mit seinem Vater angereist ist. „Mein Vater gehört zur Risikogruppe. Daher ist dies eine schöne Möglichkeit, in geschützter Umgebung trotzdem Gottesdienst feiern zu können.“ „Positiv überrascht“ sei sie, rief eine Besucherin im knallroten Kleinwagen aus dem geöffneten Fenster bei der Abfahrt. Alle Besucher hatten sich vorab online registriert  nur so konnte das Kontaktverbot eingehalten werden. Die Autos wurden am Einlass anhand ihres Kennzeichens registriert, so dass keiner aussteigen musste. Der Ton des Gottesdienste wurde per UKW-Frequenz zu den Autoradios übertragen.

Auf dieser LKW-Bühne standen die Pastoren Foto: Julia Fischer
Auf dieser LKW-Bühne standen die Pastoren Foto: Julia Fischer

Diese Form sei auch für ihn und seine Kollegen neu, sagte Pastor Christian Kosbab aus Kremperheide. „Wir sind ja sonst in unseren Gottesdiensten eher analog unterwegs.“ Beim Ablauf konnten sich die Pastoren an einer Vorlage des Gottesdienstinstitutes orientieren. Das sei sehr hilfreich gewesen, weil das Format ein völlig anderes sei – auch zeitlich, denn die einzelnen Beiträgen müssen deutlich kürzer sein, sagte Kosbab. „Wir experimentieren hier mit ganz neuen Elementen wie Filmausschnitten und Videos.“ In diesem Fall wurden fünf Passagen des Films „Wie auf Erden“ eingespielt, die zur Predigt passten.

Ehrenamtlich organisiert

Klar wäre es schön, wenn zum nächsten Autokino-Gottesdienst am Sonntag, 24. Mai, mehr Besucher kämen, so Kosbab, der wie seine Kollegen keinen Talar trug, sondern Alltagskleidung. Aber die Anzahl sei nicht das entscheidende Kriterium. „Auch die Besucher in den 18 Wagen nehmen mit Sicherheit was aus diesem Gottesdienst mit.“

Das Autokino Itzehoe zeigt seit dem 5. Mai täglich mindestens zwei Filme. Organisiert wird es von der örtlichen Event-Agentur Nordflair. „Das hilft auch unserem kleinen Familienbetrieb in einer schwierigen Zeit“, sagte Projektmanagerin Hannah Reimers. Außerdem gebe es ihr persönlich auch etwas wieder, weil die Leute Spaß haben und am Ende immer mit guter Laune den Platz verlassen würden. Die Agentur organisiert die fünf Gottesdienste ehrenamtlich, auch für die Besucher sind sie kostenfrei. Die Kooperation kam durch einen ehemaligen Konfirmanden zustande. (epd)