Hier finden Seeleute eine Heimat auf Zeit

Wer in Hamburg Seeleute treffen will, geht in den Seemannsclub Duckdalben. Seit 30 Jahren bietet ihnen die Crew im Hafen ein Stück Heimat und ein offenes Ohr.

Ankel Wibel leitet den Club gemeinsam mit Jan Oltmanns
Ankel Wibel leitet den Club gemeinsam mit Jan OltmannsThomas Morell

Hamburg. Beliebteste Adresse für Seeleute in Hamburg ist nicht die Reeperbahn sondern die Zellmannstraße. Zwischen Hafengleisen und Container-Türmen residiert hier im Schatten der Autobahn A7 seit 30 Jahren der Seemannsclub Duckdalben. Knapp 800.000 Besuche von Seeleuten aus aller Welt hat der Club seitdem registriert, rund 100 täglich. Am Sonnabend, 13. August, ist Geburtstag, Ende August wird das 30jährige Bestehen mit einer Festwoche gefeiert.
"Duckdalben" sind in den Hafengrund eingerammte Pfähle, an denen Schiffe befestigt werden. Vor 30 Jahren war der Club noch eine kleine Baracke mit Billardtisch und Telefonzellen. Heute bietet er einen Wintergarten mit Bibliothek, Satelliten-TV, Tischtennis, ein Basketball-Feld und einen Musikraum für Karaoke. Für Kontinuität sorgt Jan Oltmanns (59). Der freundliche Ostfriese leitet den Club seit 30 Jahren.
Die Seefahrt hat sich jedoch stark verändert. Die Abfertigungszeiten im Hafen seien immer kürzer, der Arbeitsdruck immer höher geworden, sagt Anke Wibels, die "Duckdalben" seit 20 Jahren gemeinsam mit Jan Oltmanns leitet. Auch sind die Schiffe aus Terrorschutzgründen weiträumig abgesperrt und jeder Seemann muss vor dem Landgang durch den Sicherheitscheck. Von dort werden die Seeleute zum Club gefahren. Rund vier Millionen Kilometer haben die Kleinbusse des Duckdalben in den 30 Jahren im Hafen zurückgelegt, 100 Mal um die Erde.

Schokolade hoch im Kurs

Mit den Jahren haben die Fahrer schon beim ersten Plausch ein Gefühl dafür entwickelt, wie die Stimmung an Bord ist. Wer in Not ist, findet im Club immer ein offenes Ohr. Fast alle telefonieren oder skypen zuerst mit der Familie zu Hause. Sie können auch Geld überweisen oder Billard spielen. Am Verkaufstresen gibt es Dinge für den persönlichen Bedarf zu günstigen Preisen. Besonders beliebt sind Schweinkrusten und Marken-Schokolade. Per Skype wählen die Kinder die Sorten aus, die Papa einkaufen soll.
Träger des Duckdalben ist die Seemannsmission Harburg. Finanziert wird die Arbeit von der Hafenbehörde, der Nordkirche, aus der Reederabgabe und durch Spenden. Es gibt mittlerweile einen Besuchsdienst für kranke Seeleute in den Kliniken und eine kostenlose medizinische Sprechstunde. Unterm Dach ist ein "Raum der Stille", in dem alle acht Weltreligionen ihre eigene Gebetsecke haben. 80 Ehrenamtliche helfen mit. Doch es könnten gern noch mehr werden.

Inzwischen kommen auch Frauen

Etwa jeder zweite Seemann stammt von den Philippinen. Dann folgen Inder, Chinesen, Ukrainer und Russen. Früher kamen nur Männer in den Seemannsclub. Heute ist auch mal eine Frau dabei. Fünf bis zehn Prozent der Seeleute seien mittlerweile Frauen, schätzt Anke Wibel. Für sie sei das Leben an Bord oft nicht einfach. In vielen Ländern würden sich die Männer noch schwertun, Frauen als gleichwertige Kollegin zu akzeptieren.
Gefeiert wird der Geburtstag am Sonnabend, 13. August, mit einem Karaoke für Seeleute. Die Festwoche beginnt am Sonntag, 28. August, um 15 Uhr mit einem Gottesdienst mit Bischöfin Kirsten Fehrs. Zum Festprogramm zählen Hafentour, Sportfest und Ehemaligen-Treff. Die große Duckdalben-Party startet dann am Sonnabend, 3. September. (epd)