Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat den Wert interreligiöser Begegnungen und Veranstaltungen betont. Gemeinsames Beten und gemeinsame Gespräche leisteten „einen außerordentlich wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das friedliche Zusammenleben“, sagte Herrmann am Mittwoch beim interreligiösen Friedensgebet des Münchner Rats der Religionen laut Mitteilung des Innenministeriums. Der Rat hatte unter dem Motto „Verschieden – aber im Gebet vereint“ in die ehemalige Karmeliterkirche in München eingeladen.
Innenminister Herrmann sagte, mit solchen Begegnungen fördere man „gegenseitiges Wissen, Verständnis, Toleranz und gesellschaftliche Teilhabe.“ Gerade in Zeiten zunehmender Polarisierung und Zynismus spiele das eine zentrale Rolle. „Wir müssen die Überzeugungen des jeweils anderen respektieren und ernst nehmen“, sagte der CSU-Politiker. Dann könne man „religiöse Vielfalt auf der Grundlage unserer gemeinsamen Werte wie Freiheit, Demokratie und der Würde jedes Einzelnen als Bereicherung empfinden“. Der Rat leiste einen wichtigen Beitrag, Vorurteile abzubauen.
Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, rief Gläubige aller Religionen dazu auf, „Quelle von Versöhnung und Frieden“ zu sein. Voraussetzung dafür sei vor allem „der Respekt voreinander, eine wertschätzende Haltung, die zuhört und im anderen eine Bereicherung sieht“, sagte er in seinem Grußwort. Er verwies auch auf die zwiespältige Rolle der Religionen bei politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Häufig erwiesen sich Religionen nicht als Kraft des Friedens, sondern „verschärfen die Konflikte oder lassen sich missbrauchen von machtpolitischen Interessen“. Dagegen wolle man mit dem gemeinsamen Friedensgebet ein anderes Signal aussenden.
Der evangelische Stadtdekan Bernhard Liess ermutigte die Anwesenden, dem Gebet etwas zuzutrauen. Gebete seien nicht nur „irgendeine Art von netter Folklore“, sondern Ausdruck dafür, „dass Religion – recht praktiziert – das Beste im Menschen befördert“, sagte der Theologe laut Redemanuskript. Beten stärke die Sehnsucht nach Frieden, Menschlichkeit, Barmherzigkeit und Liebe. Dass Religionsgemeinschaften sich „auch in der Beurteilung bestimmter politischer Fragen, insbesondere des Nahostkonflikts“ unterscheiden, solle sie nicht auseinanderbringen und in ihrer Menschlichkeit nicht abstumpfen lassen. „Gewalt, Terror, Krieg und der Tod Unschuldiger sind uns niemals gleichgültig“, so Liess.
Bei der Feier in der ehemaligen Karmeliterkirche lasen Abgesandte verschiedener Religionsgemeinschaften Texte aus ihren Heiligen Schriften. Am Gebet nahmen auch die Rabbiner Shmuel Aharon Brodman von der Israelitischen Kultusgemeinde und Tom Kucera von der Liberalen jüdischen Gemeinde sowie Imam Belmin Mehic für das Münchner Forum für Islam teil. Auch Vertreter der bulgarisch-orthodoxen Kirche, der alevitische Gemeinde, der Buddhisten sowie anderer Religionen wirkten mit.
Der Rat der Religionen in München wurde im Juli 2016 gegründet, er soll die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinschaften stärken und durch Dialog und Begegnung das Zusammenleben in der Stadtgesellschaft verbessern. (3295/22.10.2025)