Sie war Queen Elizabeth, Zarin, Politikerin, Gangsterchefin oder umtriebige Großmutter: Helen Mirren kann alles. Am 26. Juli wird die britische Schauspielerin mit der beeindruckenden Rollenvielfalt 80 Jahre alt. Und ist weiterhin als Darstellerin aktiv, wie jüngst in der Serie „MobLand“ an der Seite von Pierce Brosnan. Die beiden spielen ein Gangsterpaar, das sich von Konkurrenz bedroht sieht. Mit dem früheren James-Bond-Darsteller Brosnan ist Mirren ab Ende August auch im „Donnerstagsmordclub“ zu sehen, als ehemalige Spionin im Altenheim. Mirren sei ein Kraftpaket, sagte Brosnan einmal. Und sie habe „eine Menge Herz, eine Menge Seele“.
163 cm groß, zierlich, mit silberblondem Haar und intensivem Blick aus schmalen Augen, tritt Mirren stets gut gekleidet und selbstbewusst auf. Sie möchte lieber als starke denn als schöne Frau gelten, sagte sie einmal: „Powerful ist einfach interessanter.“
Hoheitsvolles Gebaren ist der Schauspielerin, von Queen Elizabeth II. zur „Dame“ geadelt, zwar fremd, aber spielen kann sie es ganz wunderbar: Sie war Elizabeth I. im TV-Film gleichen Titels, Königin Charlotte in „King George – Ein Königreich für mehr Verstand“ und wurde für ihre Rolle als Elizabeth II. in „Die Queen“ mit einem Oscar ausgezeichnet. „Königinnen – das sind immer gute, dankbare Rollen, vor allem im klassischen Theater“, erklärte Mirren, ganz Profi.
Stephen Frears Erfolgsfilm „Die Queen“ erzählt von den Turbulenzen im Königshaus, als nach dem Unfalltod Dianas – der „Prinzessin der Herzen“ – heftige Kritik an der zurückhaltenden Reaktion der Königin die Schlagzeilen beherrscht. Mit fein abgestufter Mimik und kleinen Gesten porträtiert Mirren die Queen als nachdenkliche Frau, die öffentliche Gefühlsausbrüche meidet und vor der unerwarteten Medienhysterie zurückschreckt. Man sieht förmlich, wie es hinter ihrer Stirn arbeitet.
Ganz anders ist der Film „Leuchten der Erinnerung“ aus dem Jahr 2018 – ein Road Movie der besonderen Art. Es geht um ein älteres Paar: John, gespielt von Donald Sutherland, hat Alzheimer, Ella (Mirren) einen Tumor, und beide wollen, bevor es zu spät ist, in Key West das berühmte Hemingway-Haus besuchen. Mit einem Wohnmobil machen sie sich auf den Weg. Anrührend und witzig wird gezeigt, wie sie gegen den drohenden Verlust ihrer gemeinsamen Geschichte ankämpfen. Jedes Erinnern bei John ist ein Sieg. „Im Laufe deines Lebens verlierst du Freunde, Kollegen, und der Tod wird Teil deiner Existenz. Und das geht nicht nur älteren Menschen so“, sagte Mirren in einem Interview zu dem Film.
Geboren wird sie 1945 in London als Ilyena Lydia Vasilievna Mironova. Mutter Kathleen ist Hausfrau, Vater Vasilij arbeitet als Taxifahrer. 1953 anglisiert der gebürtige Russe den Familiennamen Mironov zu Mirren. Einen Hauch von Adel hat die Schauspielerin selbst vorzuweisen. Ihre Urgroßmutter väterlicherseits war eine russische Gräfin.
Schon als Schülerin will sie zur Bühne gehen, beeindruckt von einer „Hamlet“-Aufführung. Mit nur 19 Jahren wird sie Mitglied der traditionsreichen Royal Shakespeare Company und bleibt zunächst dem Theater treu. Den Durchbruch im Kino bringt ihr dann Tinto Brass’ umstrittener, im alten Rom angesiedelter Sex-und-Gewalt-Film „Caligula“.
In John Boormans Fantasyfilm „Excalibur“ steht sie zwei Jahre später mit Liam Neeson vor der Kamera, ihrem Lebenspartner über mehrere Jahre. Doch bei den Dreharbeiten zu dem Tanzfilm „White Nights – Die Nacht der Entscheidung“ (1985) verliebt Mirren sich in den Regisseur – Taylor Hackford. Die beiden sind bis heute ein Paar, verheiratet seit 1997.
Mirrens Vielfältigkeit ist legendär: Sie beeindruckt als Profikillerin („R.E.D. Älter. Härter. Besser“) oder Klatschkolumnistin Hedda Hopper in „Trumbo“, als biestige Lehrerin in „Rettet Mrs. Tingle“ oder als Hitchcocks streitbare Ehefrau Alma Reville. Eine pflichtbewusste Hausdame ist sie in Robert Altmans Gesellschaftsporträt „Gosford Park“, ein reifes Nacktmodell in „Kalender Girls“ aus dem Jahr 2003 und in „Golda – Israels eiserne Lady“ (2023) verkörpert sie die einstige israelische Premierministerin Golda Meir während des Jom-Kippur-Kriegs.
In Peter Weirs Abenteuerfilm „Mosquito Coast“ kämpft Mirren sich neben Harrison Ford durch den Dschungel und auch in der Action-Film-Reihe „Fast and Furious“ ist sie dabei. Mit dem Älterwerden hat Mirren offenbar kein Problem: „Statt Anti-Aging sollte es heißen: Genießen Sie das Altern“, sagte sie 2022 der Zeitschrift „Vogue“.