Sie stehen für exzellente Auslandsberichterstattung. Sophie von der Tann und Katharina Willinger erhalten den prestigeträchtigen Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis. Das gefällt nicht allen.
Die ARD-Korrespondentinnen Sophie von der Tann (Studio Tel Aviv) und Katharina Willinger (Studio Istanbul / Büro Teheran) erhalten zu gleichen Teilen den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis 2025. Der Sonderpreis geht an “Reporter ohne Grenzen”. Mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Förderpreis wird der WDR-Journalist Borhan Akid geehrt. Das teilte der WDR am Donnerstag in Köln mit. Kritik an der Auszeichnung von der Tanns kam von Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor.
Die Auszeichnungen seien ein Statement für Qualitätsjournalismus, erklärte die Jury unter dem Vorsitz von Moderatorin Sandra Maischberger. Die Preise werden am 4. Dezember im Funkhaus Köln des WDR vergeben. WDR-Intendantin Katrin Vernau erklärte dazu, Unabhängigkeit und Distanz seien zentrale Bestandteile von gutem Journalismus – ebenso wie kritische Wachsamkeit gegenüber Macht und Einfluss.
Die Jury würdigte von der Tann (34) als “krisenfeste und unerschrockene Korrespondentin, die sich nicht scheut, Dinge beim Namen zu nennen”. Das gelte sowohl für die Massaker der Hamas und ihre Terror-Herrschaft in Gaza als auch für ihre kritische Berichterstattung über Israels Politik und Kriegsführung. Von der Tann, die Theologie, Orientalistik und Internationale Geschichte in London und New York studiert hat und seit 2021 im vom Bayerischen Rundfunk verantworteten Studio in Tel Aviv arbeitet, habe damit auch Kritik des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor, auf sich gezogen, der auch von deutschen Medien Solidarität mit Israel erwarte und öffentlich gefordert habe, die Korrespondentin solle “ins Lager der Aktivisten wechseln”.
Prosor kritisierte die Ehrung für von der Tann. “Die traurige Wahrheit ist: Die Dämonisierung Israels ist heute der schnellste und bequemste Weg zu einem Medienpreis”, sagte der der “Welt”. Schon am 7. Oktober 2023 habe die Korrespondentin die Mörder der Hamas als “militante Palästinenser” verharmlost.
Mit Blick auf Willinger (38) erklärte die Jury, ihre Berichtsgebiete Türkei und Iran seien “ein Testgelände für Berichterstattung unter einem totalitären Regime und einer zunehmend autoritären Regierung”. Ihre Arbeit sei durch Professionalität, Empathie und fundierte Kenntnis der Länder, aus denen sie berichtet, geprägt. “Willinger scheut sich nicht, undifferenzierte Bilder zurechtzurücken, gängige Klischees zu hinterfragen und die Welt auch einmal anders als durch die westliche Brille zu sehen.”
Immer wieder mache die studierte Islamwissenschaftlerin deutlich, welche verheerenden Auswirkungen die Konflikte großer Mächte auf das Leben der Menschen hätten. “Es gelingt ihr, den Blick von den Mullahs auf die Menschen zu lenken, die den Preis für ihre religiös verbrämten Herrschaftsansprüche zahlen.”
Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis würdigt seit 1995 herausragende Leistungen des kritischen Fernsehjournalismus. Die Jury umfasst die Gründer und bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger. Verliehen wird der Preis abwechselnd vom NDR in Hamburg und vom WDR in Köln.