Hamburgs höchste Kirchturm-Spitze wieder frei

Nach aufwendigen Sanierungsarbeiten wird schrittweise das Baugerüst am Kirchturm der St. Nikolai wieder entfernt.

An der St. Nikolai wird schrittweise das Gerüst entfernt
An der St. Nikolai wird schrittweise das Gerüst entferntepd/Norbert Neetz

Hamburg. Hamburgs höchster Kirchturm verliert schrittweise sein Gerüst. Am Dienstag (2. August) wollen Bauarbeiter mit dem Abrüsten von St. Nikolai beginnen, wie das Bezirksamt Mitte mitteilte. Vorerst sollen nur 20 Meter, später dann weitere 30 Meter abgerüstet werden. Seit Oktober 2014 wird der Turm saniert, um die Ruine als Mahnmal gegen Krieg und Vertreibung zu erhalten. Außerdem wird der Keller unter dem ehemaligen Kirchenschiff instandgesetzt. Bis Ende 2017 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Mit 147 Metern ist St. Nikolai nach dem Ulmer Münster (161 Meter) und dem Kölner Dom (157 Meter) der dritthöchste Kirchturm Deutschlands.

Akuter Sanierungsbedarf nach Steinfall

Im August 2011 war ein Sandstein vom Turm auf einen benachbarten Gehweg gefallen und hatte den akuten Sanierungsbedarf deutlich gemacht. Als Notsicherung wurde der Turm zunächst auf der Westseite eingerüstet, um das Herabfallen weiterer Steine zu verhindern. Danach wurden Fördermittel zur Sanierung in Höhe von 14,2 Mio. Euro eingeworben und eine umfassende Kartierung aller Schäden am Turm durchgeführt. Knapp die Hälfte zahlt der Bund, den Rest übernimmt die Hansestadt.

Seit Oktober 2014 laufen die Sanierungsarbeiten. Bis zum Ende der Bauarbeiten müssen am Mahnmal mehr als 10.000 Sandsteine gesetzt, 13.000 Ziegelsteine ausgetauscht und 40 Kilometer Fugen erneuert werden. Vor allem in der Turmspitze sind die Steine extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt. Außerdem wurde das beschädigte Turmkreuz neu vergoldet. Nach Angaben des Bezirksamtes liegen die Arbeiten voll im Zeitplan. Auch der veranschlagte Kostenrahmen wird nach jetzigem Stand eingehalten.

Turm steht unter Denkmalschutz

St. Nikolai wurde 1846 bis 1874 im neugotischen Stil erbaut. Im Juli 1943 zerstörten Bomben das Kirchenschiff. Nach Kriegsende wurden die Ruinen und der vergleichsweise unbeschädigte Turm der ehemaligen Hauptkirche als Mahnmal erhalten und später unter Denkmalschutz gestellt. Das Grundstück gehört zum Teil der Kirche. Unter dem Kirchenschiff befindet sich ein Museum, das über den Bombenkrieg und seine Folgen informiert. Die heutige Hauptkirche St. Nikolai wurde Anfang der 60er Jahre im Stadtteil Harvestehude (nahe Klosterstern) neu gebaut. (epd)