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Hamburger Museen 2025: Vom Glitzerstoff bis zum NSU-Terrorismus

Größer könnte der Gegensatz kaum sein: Während das Museum für Kunst & Gewerbe (MK&G) Hamburg sich 2025 dem Material Glitzer widmet und dabei unter anderem einen Bühnenanzug des Sängers Bill Kaulitz präsentiert, zeigt das Altonaer Museum anlässlich des 25. Jahrestags der Ermordung des Hamburger Lebensmittelhändlers Süleyman Taşköprü die Tatorte des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU).

Einen ernsten Hintergrund haben gleichwohl beide Ausstellungen, denn in „Glitzer“ (28. Februar bis 26. Oktober) geht es längst nicht nur um das funkelnde Showbusiness. Die Schau zeigt, dass Glitzer ein Symbol für Zugehörigkeit, Empowerment und Selbstbestimmung ist, dass es in politischen Kontexten und kollektiven Bewegungen zum Einsatz kommt und somit eben nicht nur Mittel der Performance und der Popkultur, sondern auch des Protests ist.

Und doch dürfte „Blutiger Boden – Die Tatorte des NSU“ (15. Oktober 2025 bis Juli 2026) weitaus nachdenklicher stimmen. Taşköprü wurde 2001 in der Altonaer Schützenstraße von den Rechtsterroristen des NSU erschossen, er war eines von zehn Opfern einer rassistischen Mordserie, die zwischen 2000 und 2006 in sechs deutschen Städten verübt wurde. Die Schau zeigt großformatige Bilder der Fotografin Regina Schmeken, die die Tatorte im Auftrag der „Süddeutschen Zeitung“ dokumentierte.

In den Deichtorhallen ist die 1961 geborene, deutsche Künstlerin Katharina Grosse mit der begehbaren Installation „Wunderbild“ (7. Juni bis 14. September) zu Gast. Das Werk sei „63 Meter lang, 15 Meter hoch und das zweimal“, verspricht Intendant Dirk Luckow. Im Phoxxi gibt es „States of Rebirth – Körperbilder in Bewegung“ (21. Februar bis 17. August) zu sehen. Die Schau erweitert die Geschichte der Performance- und Tanzfotografie um aktuelle Positionen diasporisch-europäischer Fotografinnen und Fotografen, die neue Körperbilder und Choreografien mit post-migrantischen Geschichten verweben.

Das Museum am Rothenbaum (MARKK) zeigt unter dem Titel „Bakuba Kunst – Geometrie des Lebens“ (7. März bis 3. August) eine Auswahl von herausragenden Werken aus dem ehemaligen Kuba-Königreich der Kasai-Region der heutigen Demokratischen Republik Kongo. Zum Ende des Jahres rückt das MARKK dann Katzen in den Mittelpunkt einer noch namenlosen Ausstellung (4. Dezember 2025 bis August 2026).

Eine Ausstellung anlässlich des 100. Jubiläums der Gründung des Surrealismus präsentiert die Hamburger Kunsthalle. In „Rendezvous der Träume – Surrealismus und deutsche Romantik“ (13. Juni bis 12. Oktober) treffen über 180 surrealistische Ikonen u.a. von Max Ernst, Meret Oppenheim, René Magritte, Salvador Dalí, Valentine Hugo, Toyen André Masson, Victor Brauner, Paul Klee und vielen anderen in expliziten Hommagen wie anregenden Gegenüberstellungen auf mehr als 60 romantische Meisterwerke u.a. von Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge.

Das Bucerius Kunst Forum widmet sich in „Kinder, Kinder! Zwischen Repräsentation und Wirklichkeit“ (28. November 2025 bis 6. April 2026) der Darstellung von Kindern im Bild aus der Zeit vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Im Museum der Arbeit gibt es die von der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund erarbeitete Ausstellung „Respekt. Eine Ausstellung übers gemeinsam Verschiedensein“ (18. Juni 2025 bis 12. April 2026) zu sehen. Sie soll vor allem Jugendliche dazu einladen, sich zentralen Fragen zu den Themen Identität, Diskriminierung und Gleichberechtigung anzunähern.

Bereits seit Dezember sind in den Deichtorhallen zwei nach Filmtiteln benannte Ausstellungen zu sehen: Die Retrospektive „Blow-Up“ (bis 5. Mai) zeigt Werke des Schweizer Künstlers Franz Gertsch (1930-2022), „High Noon“ (bis 4. Mai) betrachtet Werke der amerikanischen Fotografen David Armstrong (1954-2014), Mark Morrisroe (1959-1989), Philip-Lorca diCorcia und der amerikanischen Fotografin Nan Goldin (beide geboren 1953) und lässt die Museumsgäste dabei in die subkulturelle Szene New Yorks und Bostons der 1980er Jahre eintauchen, in der Liebe und Leidenschaft auf Sucht und Aids trafen.

Auch in der Hamburger Kunsthalle hat eine Schau bereits im Dezember begonnen: „Illusion. Traum – Identität – Wirklichkeit“ (bis 6. April) beleuchtet die unterschiedlichen Facetten des Themas Illusion von der Kunst der Alten Meister bis in die unmittelbare Gegenwart.