Die Hälfte der Obdachlosen in Hamburg stellt sich selbst ein schlechtes Gesundheitszeugnis aus. Das zeigt eine spezielle Umfrage in der Hansestadt. Warum viele trotzdem nicht zum Arzt gehen.
Jeder zweite Obdachlose in Hamburg beschreibt seinen Gesundheitszustand als weniger gut oder schlecht. In einer Umfrage kamen 50,3 Prozent zu dieser Selbsteinschätzung, wie die Hamburger Sozialbehörde am Mittwoch mitteilte. Mehr als ein Viertel (28,3 Prozent) sprach von einem sehr guten oder guten Gesundheitszustand; der Rest (21,4 Prozent) befand die eigene Gesundheit als zufriedenstellend. Damit habe sich der Gesundheitszustand von Obdachlosen gegenüber früheren Jahren verschlechtert, so die Behörde.
In der Umfrage sagten 44,9 Prozent der Obdachlosen, dass sie bei einer Krankheit auf einen Arzt- oder Krankenhausbesuch verzichten. Als Gründe nannten sie am häufigsten, dass sie nicht krankenversichert seien (15,7 Prozent) und dass sie spezielle Gesundheitsangebote für Wohnungslose nutzten (13,1 Prozent).
57,8 Prozent waren im Besitz einer Krankenversichertenkarte, wobei sich die Gruppe der deutschen und der nicht deutschen Wohnungslosen unterschied. Unter den Deutschen hatten 71,6 Prozent eine Versichertenkarte, unter den Nichtdeutschen waren es nur 42,2 Prozent.
Die Umfrage erfolgte laut Sozialbehörde im Rahmen der zweiten bundesweiten Erhebung zur Wohnungslosenberichterstattung. In Hamburg wurden Wohnungslose ohne Unterkunft und verdeckt Wohnungslose im Februar 2024 zusätzlich zu ihrer Gesundheit befragt. Verdeckte Wohnungslosigkeit meint, dass Menschen ohne eigene Wohnung vorübergehend bei Freunden oder Bekannten leben. Von den 5.471 Obdachlosen füllten 396 die zusätzlichen Gesundheitsfragebögen aus, die ausgewertet wurden.