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Hamburg: Ausstellung im Museum der Arbeit thematisiert Care-Arbeit

Eine neue Ausstellung im Hamburger Museum der Arbeit rückt von Mittwoch an die Tätigkeiten des Sorgens und Sichkümmerns, die so genannte Care-Arbeit, in den Blickpunkt. Die bis zum 3. Mai 2026 zu sehende Schau „CARE! Wenn aus Liebe Arbeit wird“ wolle kritisch sein, aber auch Mut machen, sagt Museumsdirektorin Rita Müller. Die Schau zeige auf, dass Care-Arbeit oft „unsichtbar“ sei und nicht wertgeschätzt werde. Den thematischen Bogen spannt die Ausstellung von der unbezahlten und der bezahlten Care-Arbeit über die Rolle von Migration in globalen Care-Ketten bis hin zur Digitalisierung in der Pflege. Ein Rahmenprogramm begleitet die Schau.

Fotografien, Objekte, Zahlen, Fakten und eigens für die Schau gefertigte künstlerische Interventionen machen deutlich, worüber Gesellschaft und Politik in puncto Care-Arbeit diskutiert haben und noch immer diskutieren. Gegenstände wie WC-Bürste oder Windeln stehen symbolisch für häusliche, unbezahlte Care-Tätigkeiten, eine interaktive Wand widmet sich mit Fragen à la „Wie hoch ist der Anteil an Pflegekräften, die nach Tarifvertrag bezahlt werden?“ der bezahlten Care-Arbeit und den damit einhergehenden Missstände.

Deutlich thematisiert die Schau das tradierte Rollenbild, das im Care-Bereich prägend war und noch heute allgegenwärtig ist. Wurde Frauen einst die Rolle der Hausfrau und Mutter zugewiesen, wie Ausstellungs-Kuratorin Jenni Boie erläutert, sind im Bereich der bezahlten Pflege in Deutschland nach Worten von Kuratoren-Kollege Mario Bäumer heute rund 75 Prozent der Beschäftigten weiblich.

Dritte im Kuratoren-Trio ist Luisa Hahn. Sie hebt hervor, dass viele Care-Arbeitende aus dem Ausland nach Deutschland kommen – weil globale Einkommens-Ungleichheiten dies für sie attraktiv machten. Zwar sei oft auch in der fernen Heimat Care-Arbeit im eigenen Familienkreis zu leisten, das übernähmen dann aber weitere Verwandte oder Nachbarn. Die Ausstellung thematisiert zudem, dass es auch in den 1960er und 1970er Jahren in Deutschland schon einmal einen Pflegenotstand gab. Damals reisten Pflegekräfte aus Südkorea und Indien ein.

Ein anderer Weg, dem Pflegenotstand zu begegnen, liegt in der Digitalisierung. Doch wohin kann oder darf diese führen? Ein im Museum der Arbeit zu sehendes Video aus Japan mag zu verstören: Es zeigt einen Sterbenden, der von einer Roboterhand gestreichelt wird. Wer es anschaut, wird zwangsläufig zum Nachdenken angeregt.

Das Rahmenprogramm zur Ausstellung umfasst etwa einen Stadtspaziergang „Küche, Care und Kunst“ (Freitag, 31. Oktober, 12 bis 14 Uhr), einen „Feminist Burnout Workshop“ (Sonnabend, 1. November, 14 bis 17 Uhr), einen Workshop „Gesellschaft umcaren“ zu Care-Arbeit, globalen Sorgeketten und Kämpfen um Anerkennung (24. November, 18 bis 20.30 Uhr) oder die Vorführung des Films „Heldin“ im Abaton-Kino (7. Dezember, 17 Uhr). An jedem Sonntag finden einstündige Führungen statt (12 bis 13 Uhr). Führungen und Angebote für Schulklassen sind über den Museumsdienst Hamburg buchbar.