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Grünwidl: “Gott braucht mich nicht perfekt, sondern verfügbar”

Berufung: Josef Grünwidl hat nach “einigem Zögern” das Amt des Wiener Erzbischofs angenommen. In einer Videobotschaft spricht er über seine Entscheidung und sein Vertrauen auf Gottes Führung.

Spontan kam die Zusage nicht: Wiens designierter Erzbischof Josef Grünwidl musste sich an den Gedanken, dieses wichtige Amt zu übernehmen, erst einmal gewöhnen. Dass man in Wien so lange auf die Entscheidung aus Rom warten musste, “hat auch ein bisschen mit mir zu tun”, bekannte der designierte Erzbischof am Freitag in einer von der Erzdiözese veröffentlichten Videobotschaft. Er habe “nach einigem Zögern jetzt wirklich aus ganzem Herzen Ja zu dieser Aufgabe gesagt” und freue sich nun sehr darauf, so Grünwidl.

Er war seit der Emeritierung von Kardinal Christoph Schönborn im Januar Übergangsleiter der Erzdiözese. Am Freitag hat Papst Leo XIV. ihn zum neuen Erzbischof von Wien ernannt. Das Amt des Wiener Erzbischofs sei eine “sehr große und herausfordernde Aufgabe”, sagte Grünwidl. Die Erzdiözese gehöre zu den großen in der Weltkirche. In den vergangenen neun Monaten sei er als Administrator in diese Aufgabe hineingewachsen und habe viele Bereiche des kirchlichen Lebens bereits kennenlernen dürfen. Die Situation der Kirche wie auch die gegenwärtige Zeit allgemein sei nicht einfach und voller Herausforderungen. Zuversicht sei trotzdem angesagt, denn trotz rückläufiger Zahlen werde die Kirche “nicht weniger richtig für die Menschen und für unsere Gesellschaft”, wenn sie das Evangelium anbiete.

Zu seiner persönlichen Entscheidung sagte Grünwidl: “Zum Ja zu dieser Aufgabe hat mir eine Erkenntnis geholfen, die in diesen Monaten gereift und stärker geworden ist: Gott braucht mich nicht perfekt, sondern er will mich verfügbar.” Mitgespielt habe auch, dass viele Menschen ihm gegenüber den Wunsch geäußert hätten, er möge doch diese Aufgabe übernehmen. Sie hätten gesagt: “Du wärst für uns ein guter Bischof.” Das habe ihn bestärkt und so nehme er die Aufgabe an – “im Vertrauen auf so viele, die mich im Gebet unterstützen” und “im Vertrauen auf Gottes Hilfe, der mich führen, stützen und stärken wird”.

Er freue sich darauf, Erzbischof von Wien zu sein. Konkret hob er Begegnungen und die Zusammenarbeit mit vielen Menschen hervor: “mit jenen, die schon zur Kirche gehören, mit jenen, die auf der Suche sind, die ich als Seelsorger und Hirte – so verstehe ich mich – begleiten darf auf ihrem Weg, vielleicht ein Stück mitgehen darf, vielleicht auch eine Hilfe sein kann für ihren Lebensweg.” Auch auf Begegnungen im ökumenischen und interreligiösen Dialog freue er sich.