Trotz regnerischem Wetter und letztem Tag auf dem Oktoberfest versammelte sich eine große Schar von Menschen am Sonntag auf dem Münchner Königsplatz. Ihr Anliegen: Ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.
Auf dem Münchner Königsplatz hat am Sonntagnachmmitag unter hohem Polizeiaufgebot eine große Zahl von Menschen gegen Judenhass demonstriert. Die Kundgebung fand unter der Schirmherrschaft der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, und von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) statt. Letzterer versicherte den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, der Freistaat werde alles dafür tun, nicht nur das Generalkonsulat des Staates Israel und solche Demonstrationen zu schützen, sondern an erster Stelle das jüdische Leben hierzulande.
“Wir sind für Frieden. Aber Frieden kann es nur geben, wenn jüdisches Leben auch in Deutschland und in der Welt akzeptiert wird”, betonte Söder. Mit Blick auf den vorliegenden Friedensplan für den Nahen Osten appellierte er an die Hamas, endlich die Geiseln frei zu lassen. Weiter gab er zu bedenken: “Wenn die Hamas die Waffen abgibt, dann ist Frieden. Würde Israel heute die Waffen abgeben, dann wäre ein weiterer Überfall der nächste Schritt.”
Landtagspräsidentin Ilse Aigner verwies darauf, dass sich der Antisemitismus derzeit immer weiter ausbreite in der Gesellschaft. Sie warnte all jene, die meinten, nicht betroffen zu sein: “Antisemitismus ist die Ur-Form der Menschenverachtung. Wo er vorkommt, ist früher oder später jeder der nächste!” Auch ihr seien manche Entscheidungen der israelischen Regierung total fremd, räumte die Landtagspräsidentin ein: “Bei aller Solidarität – die Bilder aus Gaza sind natürlich auch schwer zu ertragen.” Aber gar nichts rechtfertige, jüdische Menschen kollektiv zu bedrohen, auszugrenzen oder sie gar anzugreifen: “Das ist kein Kampf für die palästinensische Sache. Das ist Judenhass – und sonst gar nichts!”
Die Vertreter der beiden großen Kirchen in Bayern betonten, jede Form von Antisemitismus sei mit dem christlichen Glauben unvereinbar. Der evangelische Landesbischof erklärte in der gemeinsamen Rede: “Jüdinnen und Juden sind unsere Nachbarn, Kolleginnen und Freunde. Wer sie angreift, greift uns alle an.” Der Stellvertreter des katholischen Erzbischofs von München und Freising, Generalvikar Christoph Klingan, forderte, jeder Form von Antisemitismus, der sich “offen und verdeckt, auf der Straße, im Netz, in Schulen, Universitäten und Behörden” zeige, entschieden entgegenzutreten. Es gelte, mehr Zivilcourage zu zeigen. Der Hass auf Jüdinnen und Juden bedrohe die gesamte Gesellschaft und die Demokratie.
Die von dem Münchner Hochschulprofessor Guy Katz initiierte Kundgebung “Dach gegen Hass” vereint nach eigenen Angaben ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu den Unterstützern zählen rund 200 jüdische Organisationen, die Deutsch-Israelische Gesellschaft sowie zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft.