Gottes Willen tun

Über Verbindlichkeit und Glaubwürdigkeit schreibt der Hamburger Bernd Lohse. Er ist der Pilgerpastor der Nordkirche.

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Wer von beiden hat des Vaters Willen getan?,
fragte Jesus.“ aus Matthäus 21, 28-32

„Entscheidend ist, was hinten rauskommt“. Ein einziger Satz auf die Fragen des Reporters. Er hatte Jérôme Boateng mit vielen Erwartungen, Einschätzungen und Äußerungen von Experten konfrontiert, doch der Fußballstar ließ sich nicht beirren.
Im Sinne Boatengs könnte man auch den Predigttext auf einen einzigen Satz komprimieren: „Entscheidend ist, was einer tut.“ Das kennen wir: Floskelhafte Versprechungen, leere Formeln. Sobald sie ausgesprochen worden sind, weiß man, dass sie nie eingehalten werden: „Wir sehen uns bald“ oder „Wir machen mal ein richtiges Ding miteinander“. Wie viele Menschen warten immer noch auf einen Besuch, der nie stattfinden wird, oder bereiten ein Projekt vor, zu dem es nie kommen wird. Enttäuschungen sind bittere Teile unseres Lebens. Leere Versprechungen hinterlassen viel Trauer.
Im Gegensatz dazu richten unerwartete Besuche, ungeahnte Verlässlichkeit und tatsächliche Freundlichkeit Menschen geradezu auf. Entscheidend ist, was einer tut.
Die Situation mit den beiden Söhnen im 21. Kapitel des Matthäusevangeliums hat Jesus mitten aus der Alltagswirklichkeit seiner Mitmenschen genommen. Sie ist auch heute sofort zu verstehen.
Wir Kirchenleute stehen in besonderer Weise in der Verantwortung zu Verbindlichkeit und Glaubwürdigkeit. Abspeisen mit Floskeln oder schnelles Abfüttern mit frommen Worten: Auf diese Weise haben viele Menschen schlechte Erfahrungen mit Kirche und Glauben gemacht. Enttäuschung ist oft Grund für Kirchenaustritte und Feindlichkeit gegenüber Religion. Zu Recht müssen wir uns an unserem hohen Maßstab messen lassen, und deshalb sollte uns behutsamer Umgang mit Worten wichtig sein. Angemessenes Handeln sollte diesen Worten selbstverständlich folgen.
Nehmen wir in unserer Gesellschaft gute Beispiele von Glaubwürdigkeit wahr: Dabei können wir uns manchmal wundern, von wem wir lernen können. Etwa von einem Nationalspieler, der auf dem Fußballplatz und auch sonst für Geradlinigkeit und Konsequenz bekannt ist. So einer könnte ein guter, aber auch anstrengender Nachbar sein.
Unser Autor
Bernd Lohse
ist Pilgerpastor der Nordkirche und leitet das Pilgerzentrum in der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.