Gottes Verheißung

Über Maria und Aadil schreibt Franziska Albrecht. Sie ist Pastorin in Uslar (Niedersachsen).

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Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „… und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ “ aus Jesaja 2, 1-5

Brasilien. Schwarz wird Maria nie mehr ablegen. Einsam steht sie vor den Gräbern; eines wird immer leer bleiben. Hoffnung hat sie angetrieben und Sehnsucht aufrecht gehalten. Doch jetzt hat sie keine Kraft mehr. Ihr Mann stand auf der falschen politischen Seite. Verschleppt vor vielen Jahren. Am Anfang war da noch Hoffnung, doch mit jedem Jahr, das verging, schwand sie mehr. Sie hat ihre Kinder allein großgezogen. Nun sind auch sie tot. Ihr Sohn wurde vom Kartell gefoltert und getötet. Er hatte ein zu ehrliches Herz. Die Tochter ermordet vom Ex, weil sie sich gegen den Machismo ihrer Welt aufgelehnt hat. Nun steht sie da, diese Frau mit dem zu früh gealterten Gesicht, und fragt: „Gott, wann kommt endlich dein Frieden?“

Syrien. Mit einer Staubschicht bedeckt sitzt der kleine Aadil zwischen Schuttbergen. Das Dröhnen und die Explosionen kennt er seit Jahren. Sie sind sein ständiger Begleiter. Er zuckt nicht mehr so schnell zusammen. Doch diese Nacht war alles anders. Zu laut, zu nah und dann alles schwarz. Lange hat er geschrien und geweint. Doch es kam keine Antwort von unten aus den Steinen. Nur Stille, viel zu laut und mächtig. Sie sind nicht mehr da. Mutter nicht, Vater nicht, Onkel nicht und auch die kleine Schwester nicht. Wer holt sie raus, um sie zu begraben? Wer gibt dem Jungen Essen und ein Dach über dem Kopf? Wer hört die Stimme eines Achtjährigen, der fragt: „Wann hört der Krieg endlich auf?“

Deutschland. „Verschwinde! Du hast hier nichts verloren!“ „Hau ab, du Schwuchtel!“Es vergeht kein Tag, an dem Madu diese Worte nicht hört. Erst in seiner Heimat in Afrika und nun hier in der Flüchtlingsunterkunft. Dort gab es nur Verstecken und Angst. Ein wütender homophober Mob hat seinen besten Freund zu Tode gejagt, weil er anders war. Da ist er geflohen. Seine Hoffnung auf ein friedliches Leben hat ihn hergeführt. Nur weg, damit er leben kann. Doch was heißt leben, wenn es keinen Friedensort gibt? Und so fragt er: „Wo kann ich leben, wie du mich gemacht hast, Gott?“

Unsere Autorin
Franziska Albrecht ist Pastorin der St.-Johannis-Gemeinde Uslar (Niedersachsen).

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.