Gott will, dass allen Menschen geholfen werde …

Wir sollten versuchen, die Welt im Kleinen wie im Großen lebenswerter und gerechter zu machen, schreibt Maren Trautmann zum 1. Mai. Sie ist Pastorin an der Hauptkirche St. Katharinen in Hamburg.

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen …“ aus 1. Timotheus 2, 1-6a
Das fängt ja gut an – mit einer Ermahnung. Für wen wir alles beten sollen und warum: „… für die Könige und alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.“ Das klingt untertänig und verinnerlicht zugleich und deutet darauf hin, dass es die Gemeinde nicht nur leicht hatte. Doch bei allem Eigeninteresse steht da auch: Gott „will, dass allen Menschen geholfen werde …“. Nicht allein der Frieden in und für die Gemeinde ist wichtig, auch die anderen werden angesehen.
Das passt in seiner Umfassendheit zum internationalen Tag der Arbeit, auf den der Sonntag Rogate in diesem Jahr fällt. Ungleiche und ungerechte Arbeitsbedingungen, Arbeitslosigkeit und daraus wachsende materielle Not – eine der viel zitierten „Fluchtursachen“, die beseitigt werden müssen – sind ein möglicher Schwerpunkt der Fürbitten an diesem Sonntag.
Denn das ist das Zentrum des Textes: die betende Gemeinde. Wie beten wir für andere? An wessen Adresse richten sie sich: Sind unsere Gebete eine Art ethische Handlungsanweisung für Politiker oder übergeben wir unsere Anliegen Gott?
Allen soll geholfen werden. Teilhabe am Reich Gottes entsteht, wenn wir versuchen, die Welt im Kleinen wie im Großen lebenswerter und gerechter zu machen. Mit Taten, aber eben auch mit unseren Gebeten. Es liegt nicht alles und vollkommen an uns. Aber auch für alles das, was an uns liegt, brauchen wir und andere Gottes Geistkraft und Segen. Und es ist auch einfach entlastend, die eigene Ratlosigkeit, manches Mal auch das Gefühl von Ohnmacht, vor Gott zu bringen.
Gegenwärtig ist die Fürbitte für die Regierenden und Mächtigen besonders wichtig. In Zeiten der Zerrissenheit innerhalb der EU und manch aufgeheizter Debatte bei uns; in Zeiten von Terror und Krieg, die Menschen das Leben zur Hölle machen, hat der Wunsch nach einem ruhigen und stillen Leben in Glaubensfreiheit für viele Christen, für viele Menschen eine existenzielle Bedeutung. Und alles, was unser Leben ausmacht, hat Raum bei Gott und seinen Platz in unseren Gebeten.
Unsere Autorin
Maren Trautmann
ist Pastorin an der Hauptkirche St. Katharinen in Hamburg.