„Gorlebener Gebete“ gehen nach Aus für den Salzstock weiter

Die Organisatoren halten die Atompolitik für „weltweit lebensbedrohlich“. Deshalb machen sie weiter – an jedem einzelnen Sonntag.

Im Wald wird weiterhin gebetet (Archivbild)
Im Wald wird weiterhin gebetet (Archivbild)Karen Miether / epd

Gorleben. Die ökumenische Initiative „Gorlebener Gebet“ will ihre traditionellen Andachten im Wald auch nach dem Ausschluss des Gorlebener Salzstocks aus dem Endlagersuchverfahren fortsetzen. „Das Gorlebener Gebet gehört seit 31 Jahren zum Widerstand gegen die Atomwirtschaft und die politische Entscheidung, den hochradioaktiven Restmüll im Gorlebener Salzstock zu lagern“, sagte die Koordinatorin der Initiative, Christa Kuhl, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Gorleben komme nun aus geologischen Gründen nicht mehr als Endlagerstandort infrage, „darüber sind wir froh“. „Wir beten aber nicht zum St. Florian“, fügte Kuhl hinzu. 113 Castoren mit hochradioaktivem Atommüll befänden sich noch in Gorleben, die Zwischenlager an den Atomkraftwerken würden weiterhin gefüllt.

Mehr als 1.800 Veranstaltungen

„Die Atompolitik ist weltweit lebensbedrohlich für Menschen und Umwelt, von der Urangewinnung über die Verarbeitung – auch zur Herstellung von Atomwaffen – bis zur ungelösten Endlagerung“, sagte Kuhl. „Wir erkennen unsere politische Verantwortung und bleiben im Gebet.“

Beim sonntäglichen „Gorlebener Gebet“ mahnen die Teilnehmer mit Liedern, Redebeiträgen und Gebeten einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Schöpfung und konkret mit Atommüll an. Bis heute gab es mehr als 1.800 Veranstaltungen.

Der lange Marsch – von Bayern nach Niedersachsen

Den Anstoß für das „Gorlebener Gebet“ gab 1988 ein großer Protestmarsch gegen Atomkraft über mehr als 1.000 Kilometer vom bayrischen Wackersdorf bis nach Gorleben. 63 Tage lang hatten Demonstranten ein schweres Holzkreuz mit sich geschleppt, das sie am Schluss in den Gorlebener Waldboden rammten. Zu einem festen Termin im wendländischen Protestkalender wurden die Gebete dann im Frühsommer des folgenden Jahres. Inzwischen stehen an dem Gebetsort mehrere Kreuze.

Während des Höhepunkts der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 waren die Gebete und Andachten erstmals für mehrere Woche abgesagt worden. Die Initiative hatte stattdessen angeregt, jeden Sonntag um 14 Uhr zu Hause ein Gebet zu halten. Ganz leer war der Platz an den Kreuzen im Wald nach Angaben der Organisatoren aber an keinem Sonntag. (epd)