Göttliche Strafe

Über die große Dürre schreibt Michael Ebener. Er ist Pastor der Evangelische-Reformierten Gemeinde Göttingen.

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Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Unser Ungehorsam ist groß, womit wir wider dich gesündigt haben.“ aus Jeremia 14, 1-9

Australien brennt. „Die Erde lechzt, weil es nicht regnet auf Erden.“ Menschen verlieren Hab und Gut und Leben. Eine Milliarde Tiere verbrennen. „Wildesel stehen auf den kahlen Höhen und schnappen nach Luft …“ Die Erkenntnis wächst : „Unser Ungehorsam ist groß.“

Bilder und Worte legen sich übereinander. Und doch ist die „Dürre“, in der Jeremia steht und nach Gott sucht, nicht mit der Feuersbrunst zu vergleichen, die Australien heimsucht. Damals zerbricht ein kleines Königreich unter militärischem Druck einer Großmacht. „Hunger“ und „Schwert“ führen zu Verelendung und Exil.

Die „große Dürre“, die Jeremia als Gotteswort ansagt, bündelt dieses Leid. Die Betroffenen können sie nur als göttliche Strafe verstehen. Ihr Schuldeingeständnis endet verzweifelt: „Du bist ja doch unter uns, HERR, … , verlass uns nicht!“ Ob Gott sich davon erweichen lässt? Jeremias großer Kummer besteht darin, dass er ein Unheil nach dem anderen ansagen muss. Die „Lügenpropheten“ aber, die die Menschen viel lieber hören, verkünden ihr „Weiter so“.

Wir sind gut beraten, gerade die Worte der „Prophetinnen“ und „Propheten“ zu hören, die uns nicht nach dem Mund reden – auch wenn sie noch sehr jung sind! Wenn man uns vorhält, was wir falsch machen, ist der Abwehrreflex groß. Vor allem, wenn das Anerkennen von Schuld eine Verhaltensänderung bewirken müsste. Aber oft ist genau dies erforderlich. Ob es noch hilft? Anders als Jeremia und seine Zeitgenossen erkennen wir nicht Gott als strafenden Urheber von „Dürre“, Hitze und Feuer, Krieg und Vernichtung. „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten“, heißt es an anderer Stelle in der Schrift, die wir auf Christus deuten. Allein daraus muss die Kraft erwachsen, mit allem fertig zu werden – auch den Folgen der Klimakrise. Ein Versagenseingeständnis wäre ein erster Schritt.

Wir können auch klagen wie Jeremia und Gott um Kraft bitten. Wir können Gott nur nicht mehr anklagen. Das hat Folgen. Wer in Feuersbrünsten und Dürren keine göttliche Strafen sieht, sondern Naturkatastrophen oder Folgen menschlichen Fehlverhaltens, muss die Feuer allein löschen.

Unser Autor
Michael Ebener ist Pastor der Evangelisch-Reformierten Gemeinde Göttingen.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.