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Goethe-Universität übernimmt Vorlass des Philosophen Jürgen Habermas

Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas gibt wertvolle Bestände aus seinem privaten Besitz als Vorlass an die Frankfurter Goethe-Universität. Auch seine Bibliothek wird der Uni übergeben – nach dem Tod.

Der Philosoph Jürgen Habermas (96) überlässt der Frankfurter Goethe-Universität seinen wissenschaftlichen Vorlass. Übergeben wurde der zweite Teil des Vorlasses bereits im Februar, wie die Frankfurter Universitätsbibliothek am Mittwoch mitteilte. Als Vorlass wird eine Sammlung von Dokumenten bezeichnet, die bereits zu Lebzeiten prominenter Personen an Museen, Forschungseinrichtungen oder vergleichbare Institutionen übergeben werden.

Das Material stamme aus der Zeit von 1994 bis in die Gegenwart und schließe an den ersten Teil des Vorlasses an, der bereits 2011 an die Universitätsbibliothek übergeben wurde. Im Unterschied zum ersten Teil handele es sich vor allem um digital gespeicherte Dokumente. Zur Übernahme angeboten habe Habermas außerdem seine gesamte Privatbibliothek – allerdings erst für die Zeit nach seinem Tod.

Habermas gilt seit Jahrzehnten als einer der bedeutendsten Intellektuellen Deutschlands. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte anlässlich dessen 95. Geburtstags im vergangenen Jahr das Werk des Philosophen als prägend für die politische Kultur in Deutschland gewürdigt. Habermas habe mit seiner Arbeit die Bundesrepublik in mehr als sieben Jahrzehnten “aufgeklärter, weltläufiger, europäischer und demokratischer” werden lassen.

Habermas studierte Philosophie, Geschichte, Psychologie, Literatur und Ökonomie in Göttingen, Zürich und Bonn. Nach Stationen in Marburg, Bonn und Heidelberg kam er 1964 nach Frankfurt – als Nachfolger des Philosophen Max Horkheimer. Habermas gilt als maßgeblicher Impulsgeber der zweiten Generation der sogenannten Kritischen Theorie und zählt weltweit zu den renommiertesten Geisteswissenschaftlern.