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Geschwister-Scholl-Preis für Buch über “demokratischen Faschismus”

Die Gefährdungen für die Demokratie kommen verstärkt von innen. Zwei Soziologen sind dieser Entwicklung auf den Grund gegangen. Dafür erhalten sie den renommierten Geschwister-Scholl-Preis 2025.

Die Autoren Oliver Nachtwey und Carolin Amlinger auf der Frankfurter Buchmesse 2022
Die Autoren Oliver Nachtwey und Carolin Amlinger auf der Frankfurter Buchmesse 2022Imago / Manfred Segerer

Die Autoren Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey erhalten für ihr Werk “Zerstörungslust. Elemente des demokratischen Faschismus” den Geschwister-Scholl-Preis 2025. Das teilte der Landesverband Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in München mit. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 25. November in München an die beiden Soziologen verliehen.

In der Begründung heißt es, die Autoren leuchteten die politische Gegenwart eindringlich und zugleich mit großer Sensibilität aus. “Im Mittelpunkt steht die Erfahrung vieler Menschen, dass die Versprechen liberaler Demokratien – Freiheit, Teilhabe, soziale Sicherheit – zunehmend als unerfüllt wahrgenommen werden. Aus dieser Enttäuschung erwächst eine eigentümliche Lust an der Zerstörung.” Das Werk zeige mit dem Begriff des “demokratischen Faschismus” eine Haltung, die eine Mischung aus Ressentiment, regressiver Rebellion und faschistischer Fantasien sei.

Autoren zeigen Ursachen für destruktive Kräfte in der Gesellschaft

Den Autoren gehe es nicht um Schuldzuweisungen, urteilte die Jury. “Sie legen frei, welche Strukturen den Boden für destruktive Energien bereiten: wachsende Ungleichheit, der Verlust von Status und Zugehörigkeit, die Erosion gemeinsamer Verbindlichkeiten. So wird sichtbar, dass Zerstörungslust Ausdruck einer demokratischen Krise ist, die tief in den affektiven Schichten unserer Gesellschaft wurzelt.” Dabei sei die Sprache des Buchs klar und konzentriert, mache komplexe Zusammenhänge durchsichtig, aber verliere dabei nicht an Tiefe.

Das Buch zeige, dass die Gefährdung der Demokratie nicht nur von außen komme, so die Jury. Es durchbreche gängige Erklärungsmuster und fordere die Leserinnen und Leser auf, sich diesen Gefährdungen zu stellen und Verantwortung für die Gegenwart zu übernehmen.

Geschwister-Scholl-Preis ehrt Bücher mit gesellschaftlicher Relevanz

Der Geschwister-Scholl-Preis wird seit 1980 vergeben. Sinn und Ziel ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.