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Geschwister oder Gäste?

© epd-bild / Rolf Zöllner

Als Posaunenchor-Mitglied unserer evangelischen Kirchengemeinde spielte mein Sohn ab und an auch auf Veranstaltungen der katholischen „Schwester“-Gemeinde in unserem Ort. Das sind unter anderem der „ökumenische Gebetsweg“ und auch der Martinsumzug.
Ich habe das Miteinander immer als sehr harmonisch gesehen, wenn mir zum Teil auch die Gebete klösterlich liturgisch und wenig alltagstauglich erschienen. Aber generell handelte es sich um eine „bunte“ Mischung, gerade wenn auch unsere evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer eingebunden waren. Besonders die Verwurzelung im Alltag und die Verbundenheit zu der Basis der Gemeindemitglieder der katholischen Gemeindereferentin ließ viele ökumenische Gottesdienste zu einem harmonischen Zusammensein werden.
Eins ist mir aber in unguter Erinnerung geblieben: Beim Abschluss des ökumenischen Gebetsweges mit einem kurzen Gottesdienst in der katholischen Kirche begrüßte der katholische Pfarrer die katholischen Geschwister und alle Gäste. Das ist mir schwer aufgestoßen: Den evangelischen Posaunenchor zur musikalischen Unterstützung anzufragen, Gebete gemeinsam mit den evangelischen Christen zu sprechen und dann als „Gast“ bezeichnet zu werden, empfand ich als unfreundlich und ausladend. Zugegebenerweise handelte es sich um einen schon berenteten Pfarrer, aber auf gewisse Umgangsformen sollte doch auch in höherem Alter geachtet werden. So zeigte es darüber hinaus auch die Wertigkeit evangelischer Christen – wir sind keine Schwestern und Brüder …
Ich möchte aber auch betonen, dass die gemeinsamen Martinsumzüge immer sehr harmonisch waren, gestaltet und organisiert von der „Basis“ der katholischen Gemeinde. Mein Sohn denkt auch zum Ende seiner Posaunenchorzeit gerne an die Lagerfeuerromantik nach der „offiziellen“ Veranstaltung, an der er ganz selbstverständlich teilnehmen konnte und mehr Freund als Gast war!
Ansonsten bin ich auf die Entwicklung der katholischen Gemeinde vor Ort gespannt. Es gibt wohl Überlegungen, die Kirche zu schließen. Auch einige Aktionen, wie die Sternsinger, können von der Gemeinde wegen Nachwuchsmangels kaum noch durchgeführt werden. Hier könnten sich aber in Zukunft Kooperationen mit uns Protestanten ergeben, zumindest haben eine katholische Freundin und ich darüber mal sinniert.

Der Name der Autorin ist der Redaktion bekannt.