Gemeinde trug keine Masken

Nach dem Corona-Ausbruch in einer freien Frankfurter Baptistengemeinde räumt die Gemeinde Fehler ein. So hatten die Besucher gemeinsam gesungen – was das Infektionsrisiko erhöhte.

In diesem Frankfurter Bethaus fand der Gottesdienst statt
In diesem Frankfurter Bethaus fand der Gottesdienst stattHeike Lyding / epd

Frankfurt a.M. Im Fall von mehr als 100 Covid-19-Infektionen in einer Frankfurter Baptisten-Gemeinde gibt es nun weitere Hinweise darauf, unter welchen Bedingungen sich das Virus ausbreiten konnte. Bei der Versammlung am 10. Mai seien zwar getrennte Ein- und Ausgänge benutzt und der Mindestabstand von 1,50 Meter eingehalten worden. Doch habe man auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verzichtet, erklärt die Frankfurter Evangeliums-Christen-Baptisten-Gemeinde auf ihrer Homepage. Außerdem sei in dem Gottesdienst gesungen worden. Singen gilt nach Ansicht von Wissenschaftlern wegen des vermehrten Ausstoßes von Aerosolen als Infektionsrisiko.

Die Baptisten-Gemeinde zeigte sich „tief bestürzt und traurig“ über den Corona-Ausbruch. „Unser Trost ist, dass sich viele Erkrankte auf einem guten Weg der Genesung befinden und einige bereits gesund geworden sind“, heißt es in der Erklärung. Weil es in der Gemeinde viele Familien mit fünf und mehr Kindern gebe, nehme die Zahl der Ansteckungen zu Hause weiter zu. Auch der Vereinsvorsitzende und sein Stellvertreter seien infiziert. Die Gottesdienste der Gemeinde fänden nun nur noch im Internet statt.

Gottesdienste unter Auflagen erlaubt

Am Wochenende war der Corona-Ausbruch in der baptistischen Gemeinde öffentlich geworden. Der hessische Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) hatte mitgeteilt, dass im Umfeld der Gemeinde bereits 107 Menschen mit Wohnsitzen in Frankfurt und drei weiteren hessischen Landkreisen positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. Inzwischen habe sich die Zahl der Infizierten in Frankfurt und den drei Landkreisen leicht auf 112 erhöht, teilte das Gesundheitsministerium dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit.

Religiöse Versammlungen sind in Hessen seit dem 1. Mai unter Auflagen wieder erlaubt.  So muss in evangelischen und katholischen Kirchen sowie in Synagogen und Moscheen der Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen den Teilnehmern eingehalten werden. Nötig sind zudem weitere Hygienemaßnahmen wie das Aufstellen von Desinfektionsspendern. Die betroffene Gemeinde ist ein privater Verein und gehört auch nicht zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland.

Pete Linforth / Pixabay

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, zählte zu den ersten leitenden Geistlichen, die nach dem Lockdown für eine Wiederöffnung der Kirchen für Gottesdienste eintraten. Auch nach dem Corona-Ausbruch in der Frankfurter Baptistengemeinde sehe das Bistum keinen Anlass, das bisherige Schutzkonzept „zu überarbeiten oder infrage zu stellen“, sagte Bistumssprecher Stephan Schnelle dem epd. „Wir sind nicht entspannt, bleiben aber ruhig.“

Bistum verzichtet auf Gesang

Die Gläubigen hielten den vorgeschriebenen Abstand, trügen Mund-Nasen-Schutz und beachteten die besonderen Hygieneregeln, sagte Schnelle. Auf Gemeindegesang sowie Gespräche vor- oder nach dem Gottesdienst werde verzichtet. Auch würden Teilnehmerlisten geführt.

In Nordrhein-Westfalen erklärten die Evangelischen Kirchenkreise und katholischen Bistümer am Montag auf epd-Anfrage, bei ihren bisherigen Schutzkonzepten bleiben zu wollen. Die Infektionsschutz-Maßnahmen für Gottesdienste hätten sich bewährt. Aus NRW sind bisher keine ähnlichen Vorfälle wie in Frankfurt bekannt. (epd)