Gemeinde feiert Speed-Gottesdienste zum 1. Advent

Die Kirchengemeinde Winterhude-Uhlenhorst feiert am 1. Sonntag im Advent­ gleich zwölf Gottesdienste – immer zur vollen Stunde. Die Idee kommt von einer Vikarin.

Vikarin Anna Böllert mit dem Pfarrteam der Gemeinde Winterhude-Uhlenhorst.
Vikarin Anna Böllert mit dem Pfarrteam der Gemeinde Winterhude-Uhlenhorst.epd/Steffen Gottschling

Hamburg. Eigentlich ist sie keine Frühaufsteherin. Deshalb kommt es Anna Böllert entgegen, dass in ihrer Kirchengemeinde Winterhude-Uhlenhorst der sonntägliche Gottesdienst erst um 11 Uhr beginnt. Doch am 1. Sonntag im Advent muss die Vikarin in aller Frühe raus aus dem Bett: Schon morgens um 7 Uhr steht sie auf der Kanzel – und leitet damit einen wahren Gottesdienst-Marathon in der Heilandskirche ein.
Einen ganzen Tag lang feiern die Hamburger Christen am Sonntag, 28. November, Gottesdienste – zu jeder Stunde bis abends um sechs. Jeweils 30 Minuten. „Advent12“ heißt die Aktion, die sich Anna Böllert ausgedacht hat. „Wir möchten auch Menschen ansprechen, die sonst mit Kirche eher weniger am Hut haben“, sagt sie.

Aktion „Advent12“ fand große Zustimmung

Die Feiern sind Teil eines Gemeindeprojekts, das die 27-jährige Theologin in ihrem Vikariat auf die Beine stellen muss. Es soll sich mit der Frage beschäftigen, wie Gemeinden kirchenfernes Publikum ansprechen können. Weil Anna Böllerts Herz für den Gottesdienst schlägt, war die Idee schnell geboren. Zunächst präsentierte die angehende Pastorin ihren Vorschlag den anderen Vikaren. Bei ihnen kam der Plan gut an: „Mach’ es!“, bestärkten sie ihre Kollegin. Im September fragte sie dann die fünf Pastoren ihrer Gemeinde. Im Pfarrteam sprachen sie die Aktion durch, um zu sehen, ob so etwas überhaupt machbar ist, und entschieden dann: „Es kann losgehen!“

Und so sind sie alle im Einsatz und halten mehrere Gottesdienste – und zwar immer zu wechselnden Themen. „Ich bin noch nicht so weit“, lautet passenderweise das Motto des ersten Gottesdienstes. Anna Böllert will nicht nur über das frühe Aufstehen sprechen, sondern zum Beispiel auch darüber, dass der 1. Sonntag im Advent in den grauen November fällt. Man dürfe auch gern im Schlafanzug kommen, sagt die Vikarin. Sie selbst wolle aber beim Talar bleiben.

Das Hygienekonzept ist coronakonform

Geplant sind außerdem ein Familiengottesdienst, ein Gottesdienst für Männer, ein Gottesdienst für Geburtstagskinder und einer, der voller Überraschungen stecken soll. Zum Schluss um 18 Uhr feiert das Pfarrteam dann gemeinsam unter dem Motto „#Liebeserklärung“. Doch eins sollen alle Feiern gemeinsam haben: die adventliche Stimmung.

Dass Corona der Planung noch einen Strich durch die Rechnung macht, glaubt Anna Böllert nicht. Die Gottesdienste seien der Erfahrung nach das Letzte, was eingestellt würde. Und die Gemeinden seien in Sachen Hygiene inzwischen gut eingespielt, nach jedem etwa halbstündigen Gottesdienst wird durchgelüftet. In der Kirche sei mit den großen Abständen Platz für 50 Besucher – das sollte bei zwölf Gottesdiensten am Tag reichen, sagt die Vikarin. Eine Gruppe kommt an dem Tag ganz besonders auf ihre Kosten: die Konfirmanden, die auch einen Gottesdienst gestalten. Wenn sie noch weitere Feiern besuchen, hat die Vikarin­ ihnen Gottesdienst-Punkte auf ihrem Konto versprochen.

Vikarin Böllert zog sogar mit einer Werbetour durch Kneipen

Momentan ist Anna Böllert damit beschäftigt, „Advent12“ in Winterhude bekannt zu machen. In der Kirchengemeinde seien die Reaktionen positiv gewesen, berichtet sie. Doch das reicht der Theologin nicht. Neulich ist sie durch die Kneipen des Viertels gezogen und hat dafür geworben, dass die Leute nicht immer nur Bars, sondern auch mal Kirchen besuchen sollten. Die passenden Bierdeckel hatte sie extra drucken lassen, inklusive eigener Aufschrift: „Heiland Spezial – vom Dunkeln ins Helle“.

Am Sonntag, 28. November, wird von 7 bis 18 Uhr zu jeder vollen Stunde ein Gottesdienst in der Heilandskirche, Winterhuder Weg 132, gefeiert. Es gelten die Corona-Regeln für Gottesdienste.