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Gedenktafel erinnert an jüdische Landgemeinde

Im südthüringischen Gleicherwiesen wird am 9. November eine Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde und die Synagoge enthüllt. Die Initiative gehe von den Ortschronisten aus, teilte der gebürtige Gleicherwiesener Journalist Wolfram Nagel am Donnerstag mit. Unterstützt werde sie von der Stadt Römhild, zu der das 350-Einwohner-Dorf gehört.

Die jüdische Geschichte des Ortes reicht laut Nagel bis ins Jahr 1680 zurück, als sich vier jüdische Familien mit Erlaubnis der fränkischen Grundherren von Bibra im Ort ansiedeln durften. 1786 vereinigten sich die Gemeinden Gleicherwiesen und Simmershausen und errichteten eine Synagoge, eine Schule, eine Mikwe und ein Backhaus. 1846 entstand ein jüdischer, bis heute erhaltener Friedhof außerhalb des Ortes.

1875 zählte die jüdische Kultusgemeinde 233 Mitglieder und war die zweitgrößte Landgemeinde im Herzogtum Sachsen-Meiningen. Mit dem Zugang zu Bürgerrechten setzte eine Abwanderung in die Städte ein. 1933 lebten noch 26 jüdische Menschen im Ort.

Im November 1938 wurde die Synagoge geschändet und mehrere Männer wurden in das KZ Buchenwald verschleppt. Eine Brandstiftung verhinderten örtliche Bauern. 1943 wurde das Gebäude abgerissen. Heute befindet sich dort eine Obstwiese.

Mit der Deportation von Jetta und Selma Schloß 1942 endete die jüdische Präsenz in Gleicherwiesen. Die Gedenktafel soll einen Ort des Erinnerns schaffen und das jüdische Erbe sichtbar machen. Neben Gleicherwiesen zählten in Südthüringen auch Berkach, Bibra, Bauerbach, Aschenhausen und Dreissigacker zu den Landgemeinden mit jüdischem Leben.