Fußball-Legende Netzer: “Ich akzeptiere den Lauf des Lebens”

Als Fußballer gehörte er zu den schillerndsten Persönlichkeiten in den 60er und 70er-Jahren. Heute, mit 80, mag es Günter Netzer eher ruhiger. Und Luxus hat für ihn weniger mit materiellem Reichtum zu tun.

Günter Netzer, Fußballstar, TV-Kommentator und Medienunternehmer, hat nach eigenem Bekunden keine Angst vorm Sterben. “Ich akzeptiere den Lauf des Lebens”, sagte Netzer der “Welt am Sonntag” in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag. Grundsätzlich habe er sich dazu entschieden, sein Leben zu entschleunigen, indem er keine größeren Verpflichtungen oder Termine mehr eingehe, sagte der ehemalige Mittelfeldstratege. “Ich habe keine Wünsche, außer gesund zu bleiben, und lebe in den Tag hinein. Das empfinde ich als großen Luxus.”

Wichtig sei ihm außerdem, sich mit “einem kleinen Kreis ehrlicher, zuverlässiger Menschen” zu umgeben, “die mir guttun, weil sie mir zutiefst etwas bedeuten”. Dazu gehöre zuallererst seine Familie, fügte die Fußball-Legende hinzu. “Ich habe eine heldenhafte Frau, mit der ich schon 46 Jahre zusammen bin. Da ich immer ehrlich zu mir selbst war, weiß ich sehr wohl, dass ich kein einfacher Typ bin.” Als pures Glück bezeichnete Netzer die gemeinsame Tochter Alana, die vor drei Jahren Sebastian Bürgi heiratete, der in der Schweiz, Netzers Wahlheimat, als Popsänger Baschi bekannt ist.

Netzer wurde am 14. September 1944 in Mönchengladbach geboren und prägte ab Mitte der 60er-Jahre das Spiel der legendären “Fohlen-Elf” von Borussia Mönchengladbach. 1973 wechselte er zu Real Madrid nach Spanien, bevor er 1976/77 seine Zeit als Aktiver bei den Grasshoppers in Zürich ausklingen ließ.

Netzers Auftritte in der Nationalmannschaft verliefen wechselhaft, auch wenn er bis heute im internationalen Vergleich als einer der besten Mittelfeldspieler überhaupt gilt. Dem Gewinn der Europameisterschaft 1972 stand nur ein Einsatz bei der Heim-WM 1974 gegenüber – ausgerechnet beim 0:1 gegen die DDR.

Im Anschluss an seine Zeit als Profi wurde Netzer zunächst Manager beim HSV, der unter seiner Ägide zahlreiche sportliche Erfolge feierte. Später wechselte er ins Sportmarketing.

Jüngeren Fußballfreunden ist der Mann mit der charakteristischen Scheitelfrisur als TV-Kommentator bekannt, der sich von Ende der 90er-Jahre bis 2010 launige Wortgefechte mit Gerhard Delling lieferte: “Im Gegensatz zu Ihnen akzeptiere ich das immer wieder, dass ich das nicht versuche, was ich nicht kann.”