Durch Corona bekam die Digitalisierung einen gewaltigen Schub. Auf einmal gab es auch immer mehr Gottesdienst-Übertragungen per Livestream. Im Münchner Liebfrauendom ist das Angebot nicht mehr wegzudenken.
Die vor fünf Jahren in der Corona-Krise gestarteten Gottesdienstübertragungen per Livestream aus dem Münchner Liebfrauendom haben sich bewährt. Die Pressestelle des Erzbistums München und Freising sprach am Montag angesichts der hohen Reichweiten von einer “Erfolgsgeschichte”. Eine Evaluation des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (zap) an der Ruhr-Universität Bochum bezeichnet demnach die Livestreams als “in seiner Qualität außerordentliches und in Zahlen erfolgreiches Angebot”, das “eine wichtige Rolle im Gottesdienstangebot der Erzdiözese” einnehme.
Für die Evaluation seien rund 600 Personen online befragt worden, die regelmäßig per Livestream Gottesdienste im Münchner Liebfrauendom mitfeierten. 93 Prozent von ihnen seien “sehr zufrieden” oder “zufrieden”, 98 Prozent wollten, dass das Angebot beibehalten werde.
Zum fünften Jahrestag des Beginns der regelmäßigen Übertragungen feiert Dompfarrer Klaus Peter Franzl am Freitag um 18 Uhr einen Gottesdienst, der unter www.erzbistum-muenchen.de/stream übertragen wird, wie es heißt. Dabei werde er auch eine eigens produzierte Jubiläumskerze vorstellen.
Als Motivation für die Nutzung der Livestreams nannten die Befragten den Angaben zufolge an erster Stelle die Qualität der Inhalte und der Gestaltung. So sagten 55 Prozent, dass sie aus den Predigten etwas für sich mitnähmen, und 54 Prozent, dass sie im Online-Gottesdienst hohe Qualität erlebten. Ein weiterer Grund sei die Flexibilität: 36 Prozent gaben an, dass die Online-Gottesdienste besser in ihren Alltag passten als Präsenzgottesdienste. Viele Menschen nutzten die Livestreams auch aus persönlichen Gründen, beispielsweise weil sie selbst (21 Prozent) oder Angehörige (9 Prozent) gesundheitlich eingeschränkt oder weil sie nicht mobil seien (7 Prozent).
Generell würde die Übertragungen nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung und Alternative zu Präsenzgottesdiensten gesehen, heißt es. Die Mitfeier im Livestream ist meist eine selbstständige, vom Alltag abgehobene Praxis: 81 Prozent machten nichts anderes, wenn sie den Livestream schauten, 64 Prozent versuchten, einen ablenkungsfreien Raum zu schaffen, 32 Prozent hätten ein eigenes Ritual wie das Anzünden einer Kerze. Eine Mehrheit von 88 Prozent verfolge den Livestream bis zum Ende des Gottesdienstes.
Die Evaluation ergab laut Mitteilung auch, dass 45 Prozent der Mitfeiernden aus dem Regierungsbezirk Oberbayern zusehen, der weitgehend deckungsgleich mit dem Münchner Erzbistum ist. Zwei Drittel der Befragten lebten in Bayern, etwa ein Viertel in den weiteren Bundesländern, sieben Prozent der Befragten kämen aus dem Ausland.