Fünf Brote

Über Jesus und Tausende hungriger Menschen schreibt Dietmar Cassel. Er ist Pastor in der Kirchengemeinde Rostock-Gehlsdorf und auf dem Michaelshof.

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Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Jesus nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten“ aus Johannes 6,1-15

„Wir müssen den Gürtel enger schnallen“, hören wir Politiker sagen. Die Inflation steigt. Alles wird teurer: Lebensmittel/ Energie. Gas wird zu einem knappen Gut erklärt.

Auch in Galiläa herrscht Knappheit: 5000 hungrige Männer lagern auf der Wiese, Frauen und Kinder gar nicht mitgerechnet. Sie sind Jesus nachgefolgt, weil in ihnen die Sehnsucht nach Heil und Heilung groß ist und weil sie hungern nach Liebe, Frieden und Gerechtigkeit. Vielleicht knurrt ihnen auch tatsächlich der Magen. Aber nur fünf Brote und zwei Fische sind da. Ein Kind hat sie mitgebracht. Das ist aussichtslos. Selbst wenn die Jünger das Brot sparsam austeilten, ist das noch nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber Jesus nimmt die fünf Brote, betet darüber, teilt großzügig aus, und alle werden satt. Ein Wunder. Er fängt einfach an, großzügig zu verteilen.

Ich stelle mir die Reaktionen der Jünger vor: „Das kannst du doch nicht machen, Jesus. Behalte sicherheitshalber genug für uns zurück“, murren die Hungrigen.
Die Realisten erinnern: „Mit den fünf Broten kannst du doch sowieso nichts ausrichten. Da brauchst du gar nicht erst anzufangen.“

„Falsche Hoffnungen“

Und die Pessimisten wettern: „Du weckst damit nur falsche Hoffnungen. Wenn dir nach den ersten 50 Personen das Brot ausgeht, meckern die, die nichts mehr bekommen haben. Das gibt nur Neid und Streit.“

Jesus setzt sich gegen seine zwölf Bedenkenträger durch. Er überwindet die Mutlosigkeit seiner Jünger durch sein Mitgefühl, durch sein Vertrauen darauf, dass es schon für alle reichen werde, durch seinen Tatendrang. In dem Moment des Teilens ist das Wenige so sehr gewachsen, dass es allen Hunger stillt. Ein Wunder – und zugleich ein Beispiel, das zeigt: Die Logik der Sparsamkeit gilt nicht in Gottes Welt. Denn teilen macht alle reich: die, die geben und die, die bekommen.

Unser Autor
Dietmar Cassel ist Pastor in der Kirchengemeinde Rostock-Gehlsdorf und auf dem Michaelshof.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.