Frühchristliche Basilika im norditalienischen Aquileia entdeckt

Aquileia gilt als intensiv erforscht – ein Großteil der archäologischen Funde wurde schon Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt. Nun entdeckten Forschende erneut einen Großbau – ganz ohne Grabungen.

Eine frühchristliche Basilika haben Forschende der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Aquileia in Norditalien entdeckt. Der monumentale Bau entstand vermutlich unter Kaiser Justinian I. in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Der Grundriss und die daran zu erkennende Architektur der Basilika zeigten auffällige Parallelen zum oströmischen Reich – das mache die Entdeckung besonders spannend, sagte ÖAW-Archäologe Stefan Groh der Wiener Nachrichtenagentur Kathpress am Mittwoch.

Laut Archäologen handelt es sich um den ersten neu entdeckten Großbau seit Jahrzehnten in der bereits intensiv erforschten Stadt. Aquileia war einst eine Metropole des Römischen Reichs und bis ins Mittelalter ein kirchliches Zentrum mit einem Patriarchen. Etwa zehn Kilometer von der Lagune von Grado gelegen, ist die Stadt bekannt für ihren Dom mit den größten erhaltenen frühchristlichen Mosaiken der westlichen Welt. 1998 wurde Aquileia von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Das Gelände, auf dem die Forschenden nun den antiken Fund machten, liegt westlich des heutigen Aquileia an der Via Annia, der damaligen Handelsroute nach Rom.

Geophysikalische Messungen und Bohrungen ermöglichten die Identifizierung der Basilika bislang ohne Grabungen. Ursprünglich im 4. Jahrhundert als einfacher Kirchenbau errichtet, wurde sie laut ÖAW vermutlich in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts unter Kaiser Justinian zu einer dreischiffigen Transeptbasilika mit drei Apsiden erweitert. Das sei ein ganz eigener Bautyp, den es zu dieser Zeit nur im östlichen Mittelmeerraum, also im byzantinischen Reich, gegeben habe, hieß es. Die Bauform gehe in Richtung byzantinische Kuppelarchitektur, wie man sie etwa von der Hagia Sophia kenne.

Die architektonische Ausrichtung nach Südosten in Richtung Konstantinopel und Jerusalem deute auf die Rückeroberung Oberitaliens durch Justinian hin. “Dieser Bau ist nicht nur ein religiöses Monument, sondern ein Zeichen von Macht und kultureller Integration in der Region”, sagte Groh. Der Fund deute auf ein größeres byzantinisches Bauprogramm hin.

Die gesammelten Daten zur Entdeckung der neuen Basilika in Aquileia sollen zusammen mit Überlegungen zu Chronologie und Genese des Baus in Fachzeitschriften publiziert werden. Für Ausgrabungen als weiteren Schritt bräuchte es neben der Genehmigung der Behörden in Italien auch eine Finanzierung, sagte Groh. “Man müsste natürlich kleinflächig graben, um das zu verifizieren und auch vor allem die zeitliche Entwicklung dieses riesigen, großen Kirchenbaus zu rekonstruieren.”