Der Vertrauensverlust in demokratische Strukturen ist zentrales Thema der diesjährigen Kirchheimbolander Friedenstage. Bei den rund 25 Veranstaltungen im Zeitraum zwischen Ende Oktober und Anfang Dezember werde es auch um Steuergerechtigkeit und Finanzkriminalität gehen, teilte das Organisationsteam mit. Menschenrechtsgruppen, Kirchen, Verbände und Schulen bieten Vorträge, Gedenkfeiern, thematische Gottesdienste und Kulturabende an. Eröffnet wird die traditionsreiche Reihe am Montag, 27. Oktober, in der Stadthalle von Kirchheimbolanden mit dem Theaterstück der Millionenerbin und Aktivistin Marlene Engelhorn „Geld ist Klasse“.
Die Deutsch-Österreicherin und Nachfahrin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn hatte die Initiative „taxmenow“ („Besteuert uns jetzt“) mitgegründet. In ihrem Theaterstück zeigt sie, wie „Überreichtum“ zur Gefahr für Demokratie und soziale Gerechtigkeit wird.
Auch bei der Vergabe des Kirchheimbolander Friedenstagepreises steht das Thema im Vordergrund: Diesjähriger Preisträger ist das „Netzwerk Steuergerechtigkeit“, ein zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss, dem unter anderem Gewerkschaften, das katholische HIlfswerk Misereor und die Anti-Korruptionsvereinigung „Transparency International“ angehören. Die Laudatio bei der Preisverleihung hält der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Binding. Die Auszeichnung wird zusammen mit einem Regionalpreis für das Netzwerk „Omas gegen Rechts“ aus Rockenhausen verliehen.
Zum Volkstrauertag am 16. November finden im Rahmen der Friedenstage mehrere Gedenkgottesdienste statt. Eine Woche zuvor spielt der Nordpfälzer Bläserkreis zur Erinnerung an die Opfer der Reichspogromnacht von 1938 in der protestantischen Peterskirche. Zu einer Podiumsveranstaltung kommt voraussichtlich Anfang 2026 auch die frühere Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in die Nordpfalz. Der Termin dafür steht aber noch nicht fest.
1975 hatte der evangelische Pfarrer Elmar Funk den Anstoß zur Gründung der „Kirchheimbolander Friedenstage“. Der 2018 verstorbene Theologe wollte in der Hochphase des Kalten Krieges mit der Veranstaltungsreihe ein Zeichen dafür setzen, dass jeder Einzelne etwas für den Frieden in der Welt tun kann.