Friedensnobelpreisträgerin: Iranisches Regime vor dem Ende

Shirin Ebadi prophezeit dem Iran eine neue Verfassung, die „demokratisch und säkular“ sein wird. An die westlichen Staaten richtet sie eine Bitte.

Shirini Ebadi lebt im Exil in London
Shirini Ebadi lebt im Exil in LondonImago / ZUMA Press

Die im Exil lebende iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi (75) sieht das islamische Regime in ihrer Heimat vor dem Ende. „In 130 Städten in Iran gehen die Menschen monatelang auf die Straße“, sagte Ebadi der Süddeutschen Zeitung. Großeltern demonstrierten mit ihren Enkeln, obwohl bereits mehr als 60 Minderjährige umgebracht worden seien. „Wenn das keine Revolution ist, was ist es dann?“

Die Juristin appellierte an die westlichen Staaten, ihre Botschafter aus Teheran abzuziehen und zugleich die iranischen Botschafter aus ihren Ländern auszuweisen. „Die Besitztümer des iranischen Oberhaupts Chamenei und seiner Leute, die sich im Westen befinden, müssen konfisziert werden, so wie das bei den russischen Oligarchen passiert ist.“

Seit 2009 in London

Nach dem Ende der Islamischen Republik würden die Iranerinnen und Iraner ihre eigene Verfassung schreiben, zeigte sich die 75-Jährige überzeugt. Sie würden nicht mehr den Fehler von 1979 wiederholen und einem einzelnen Machthaber vertrauen. „Irans neue Verfassung wird demokratisch und säkular sein.“

Ebadi war die erste Richterin in Iran. Nach der Ausrufung der Islamischen Republik durch Ayatollah Chomeini 1979 musste sie diese Aufgabe abgeben. Danach wurde sie Menschenrechtsanwältin und vertrat auch Regimekritiker. 2003 erhielt sie den Friedensnobelpreis, seit 2009 lebt sie in London.