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Frankfurter Städel eröffnet digitales Roederstein-Jughenn-Archiv

Kunstfreunde können ab 10. Oktober digital in ein Netzwerk von Künstlerinnen und Akteurinnen der Frauenbewegung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eintauchen. Dann wird das Städel-Museum in Frankfurt am Main das digitalisierte Roederstein-Jughenn-Archiv eröffnen, wie das Kunstmuseum am Montag mitteilte. Das Archiv mache 1.000 Text- und Bilddokumente aus dem Nachlass der Malerin Ottilie W. Roederstein (1859-1937) zugänglich.

Das Archiv mit dem Nachlass Roedersteins wurde 2019 dem Städel-Museum aus Privatbesitz geschenkt. Es geht auf Hermann Jughenn (1888-1967) zurück, der den Nachlass um weiteres Material erweitert hatte. Das Archiv umfasst nach Angaben des Städels rund 1.000 Briefe, über 3.000 historische Fotografien und Werkreproduktionen sowie Ausstellungsbesprechungen und Presseartikel. Für die digitale Präsentation habe das Museum ein neues Online-Format entwickelt, in dessen Zentrum die Visualisierung des Netzwerks der Künstlerin steht, zu dem etwa Annie Stebler-Hopf, Dora Hitz, Louise Breslau und Martha Stettler gehörten.

Ottilie Wilhelmine Roederstein wurde in Enge bei Zürich geboren und lebte nach Ausbildungsstationen in Zürich, Berlin und Paris ab 1891 in Frankfurt am Main. 1909 ließ sie sich mit ihrer Lebensgefährtin, der Gynäkologin Elisabeth H. Winterhalter, im benachbarten Hofheim am Taunus nieder. Um 1900 war sie nach Angaben des Städels eine der erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit gewesen, ihre Werke wurden in nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt. Über vorherrschende gesellschaftliche Tabus habe sie sich selbstbewusst hinweggesetzt. Nach ihrem Tod geriet Roederstein weitgehend in Vergessenheit.