Forscher untersuchen alte Gold- und Farbmalereien im Tempel von Edfu
Dass die alten Ägypter zur Verzierung ihrer Tempel dicke, vergoldete Kupferfolien an ihren Säulen, Toren und Obelisken verwendet haben, ist schon länger bekannt. Forscher der Uni Würzburg untersuchen nun am weltbekannten Pharaonen-Tempel von Edfu zusammen mit dem ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer die ehemals farbige Bemalung der Steinreliefs, wie die Hochschule am Dienstag mitteilte. Ein ägyptisches Restauratorenteam unter der Leitung von Ahmed Abdel Naby hatte die zahlreichen dünnen Blattgoldverzierungen und bunten Wandmalereien freigelegt und gereinigt.
Die Vergoldung der Figuren im Wandrelief des Tempels von Edfu, der dem Falkengott Horus geweiht war, diente vermutlich nicht nur dazu, sie symbolisch zu verewigen und zu vergöttern. Die Farngestaltung habe sicher auch „zur mystischen Aura des Raumes“ beigetragen, sagte Victoria Altmann-Wendling, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Ägyptologie der Uni Würzburg und Projektleiterin im Horus-Beḥedety-Projekt: „Das muss sehr beeindruckend gewesen sein, vor allem, wenn das Sonnenlicht hineinschien.“ Die mehrfarbigen Malereien lieferten weitere Details der Szenen und Hieroglyphen, die im Relief selbst nicht zu erkennen sind.
Das Restauratorenteam hat die Sandsteinreliefs im Edfu-Tempel von Staub, Vogelkot und anderen Ablagerungen wie Ruß befreit. Dabei legte es die Reste der Bemalung frei, die einst die gesamten Reliefs bedeckten. In den meisten altägyptischen Tempeln sind die Malereien gar nicht oder kaum erhalten. Das hauptsächlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Horus-Beḥedety-Projekt läuft seit 2016. Die bereits beendeten Restaurierungsarbeiten wurden von der Gerda Henkel Stiftung finanziert, hieß es.
Der Horus-Tempel von Edfu ist nicht nur das am besten erhaltene Heiligtum Ägyptens, sondern gilt auch als Wunderwerk der antiken Baukunst. Er ist 137 Meter lang und 15 Meter breit, am Pylon 76 Meter breit und 35 Meter hoch. Mit diesen gewaltigen Ausmaßen und seinen vollständig mit Inschriften und Bildreliefs bedeckten Wandflächen sei er „ein einzigartiges Monument der antiken Religion und Architektur“. Er wurde zwischen 237 und 57 vor Christus erbaut und ausgestaltet. (00/2776/17.09.2024)