Die Gesundheitskompetenz der Deutschen ist laut einer Studie in den vergangenen fünf Jahren leicht gestiegen. Demnach verfügen 44 Prozent der Befragten über eine hohe Gesundheitskompetenz – drei Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren, wie ein Forschungsteam am Donnerstag in Berlin bekannt gab. Beteiligt an dem Projekt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bielefeld, der Charité Berlin und der Hertie School Berlin.
Die Bielefelder Gesundheitswissenschaftlerin Doris Schaeffer bezeichnete den Zuwachs als „vorsichtigen Grund zur Hoffnung“. Es sei bemerkenswert, dass die Gesundheitskompetenz sich angesichts von Pandemie, Krieg und Klimakrise sowie wirtschaftlicher Unsicherheit verbessert habe, sagte Schaeffer. Andererseits haben den Angaben zufolge 56 Prozent der Bevölkerung weiterhin eine geringe Gesundheitskompetenz und „teilweise erhebliche Schwierigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen oder für sich zu nutzen“, hieß es.
Ihre Kompetenz verbessern konnten den Angaben zufolge vor allem Menschen mit höherem Sozialstatus und besserer finanzieller Ausstattung. Bei sozial benachteiligten Gruppen hätten die Werte stagniert, erklärten die Forscher und Forscherinnen.
Fortschritte zeigten sich laut der Studie besonders deutlich im digitalen Bereich. Die Kompetenz, mit digitalen Gesundheitsinformationen umzugehen, sei sogar um 4,7 Prozentpunkte gestiegen, erläuterten die Forschenden. Rund 83 Prozent der Befragten nutzten inzwischen Internetseiten, um sich über diese Themen zu informieren, 18 Prozentpunkte mehr als 2020. Die Nutzung von Gesundheits-Apps habe sich mit 44 Prozent der Teilnehmenden verdoppelt; 17 Prozent greifen demnach bereits auf KI-basierte Anwendungen zurück.
Unverändert groß bleiben laut den Wissenschaftlern die Schwierigkeiten von Menschen bei der Orientierung und Navigation im Gesundheitssystem. 82 Prozent finden es demnach schwer, sich darin und in den dazu notwendigen Informationen zurechtzufinden. Schaeffer nannte dies einen „alarmierenden Befund“. Deutliche Defizite seien auch beim Umgang mit Informationen zum Selbstschutz bei Krisen und Katastrophen zutage getreten.
Für die Studie zur Gesundheitskompetenz gaben den Angaben zufolge 2.650 Personen über 18 Jahre in einer Befragung mit persönlichen Interviews Auskunft. Neben Gesundheitswissenschaftlerin Schaeffer von der Universität Bielefeld nahmen auch ihre Kollegen Michael Ewers von der Charité und Klaus Hurrelmann von der Hertie School an dem Projekt teil.