Flüchtlingspastorin: Darum müssen wir helfen

In der Nordkirche werden am Wochenende Gottesdienste zu „Gerechtigkeit und Flucht“ gefeiert. Flüchtlingspastorin Jochims mahnt, dass Hilfe eine Pflicht sei. Denn: „Wir tragen eine Mitverantwortung.“

Dietlind Jochims, Flüchtlingspastorin der Nordkirche
Dietlind Jochims, Flüchtlingspastorin der NordkircheStefan Hesse / Bild Hamburg

Hamburg. Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Dietlind Jochims, appelliert an die politisch Verantwortlichen, weiter auf die Hilfsbereitschaft und Solidarität der Menschen in Deutschland gegenüber Flüchtlingen zu bauen. Es sei beeindruckend, was an vielen Orten von Helfern geleistet werde und wie großzügig die Arbeit mit Spenden unterstützt wird, sagte sie mit Blick auf den kommenden Sonntag, der in zahlreichen Gemeinden der Nordkirche unter dem Motto "Auf dem Weg – Gerechtigkeit und Flucht" gefeiert wird.
In der Hilfsbereitschaft und Solidarität zeige sich eine große Stärke, sagte Jochims. Klarere und einfachere Verwaltungsabläufe zum Beispiel bei der Ausgabe von Gesundheitskarten oder der Unterbringung von Flüchtlingen würden auch die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer unterstützen, so Jochims. Zugleich betonte die Flüchtlingspastorin: "Zu helfen ist keine Frage unserer Großzügigkeit, sondern eine Verpflichtung. Wir haben keine Wahl, denn wir tragen eine Mitverantwortung für die Verhältnisse, aus denen Menschen zu uns kommen."

"Gott, schaffe mir Recht"

Die Nordkirche hatte ihre Gemeinden aufgerufen, am Sonntag "Judika" (13. März) zu besonderen thematischen Gottesdiensten über "Gerechtigkeit und Flucht" einzuladen. Sie könnten biblische Texte über Flucht, Migration, Fremdsein und Heimat neu entdecken und daraus Impulse für das kirchliche Leben vor Ort ableiten. Landesbischof Gerhard Ulrich unterstützte den Aufruf, der vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingssituation in Deutschland, Europa und weltweit ergangen war. Viele Gemeinden planen nun Gottesdienste für Flüchtlinge und mit ihnen.
Der Name "Judika" stammt aus der lateinischen Übersetzung des Eingangspsalms im Gottesdienst für den 5. Sonntag der Passionszeit. Der Psalm beginnt mit den Worten: "Gott, schaffe mir Recht!". Traditionell geht es an diesem Sonntag darum, wie Christen ihr Leben an Gottes Handeln und Gebot ausrichten.
Schätzungen zufolge wurden im vergangenen Jahr in der Nordkirche mindestens 35.000 Flüchtlinge von Hilfsinitiativen und Diensten in Kirche und Diakonie unterstützt. Fast jede vierte Kirchengemeinde der Nordkirche ist aktiv in der Flüchtlingsarbeit. Mindestens 12.000 Ehrenamtliche aus der Nordkirche engagierten sich Ende 2015 in der Flüchtlingshilfe von Kirche und Diakonie sowie gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Initiativen. Zudem übernahmen in den Kirchengemeinden mindestens 350 Hauptamtliche zusätzlich Aufgaben in der Flüchtlingsarbeit. (epd)