Flüchtlinge lernen parallel in Schule und Betrieb

Das neue Angebot soll die jungen Asylbewerber zu einem Schulabschluss führen und auf die Arbeitswelt vorbereiten – das ist einmalig in Deutschland.

Auch Unterricht gehört zum neuen Hamburger Projekt
Auch Unterricht gehört zum neuen Hamburger ProjektUwe Lewandowski / epd

Hamburg. Jugendliche Flüchtlinge in Hamburg sollen von einem neuen und bundesweit einzigartigen Schulangebot profitieren können: Während ihrer zweijährigen Schulzeit lernen die Jugendlichen gleichzeitig in der Schule und in einem Betrieb, teilt die Schulbehörde mit. Die Hamburger Wirtschaft werde schrittweise rund 2.000 Praktikumsplätze zur Verfügung stellen. Das neue Angebot führt direkt zu einem ersten oder mittleren Schulabschluss und bereitet zugleich auf die Arbeitswelt und die Ausbildung in einem Betrieb vor.
"Wir wollen, dass junge Flüchtlinge schnell in unserer Gesellschaft ankommen, eine Ausbildung machen und sich ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft sichern", sagte Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD). Das neue Schulangebot werde die Integration und den Übergang in Arbeit und Ausbildung deutlich verbessern. Durch die tägliche Arbeit in den Betrieben werde die deutsche Sprache schneller erlernt und zugleich die spätere Berufstätigkeit gezielt vorbereitet.

Praktika gehören dazu

An den staatlichen berufsbildenden Schulen in Hamburg lernen nach Behördenangaben bereits über 2.800 jugendliche Flüchtlinge im Alter über 16 Jahre. Das im Februar 2016 eingeführte ganztägige Schulangebot "AvM Dual" (AvM = Ausbildungsvorbereitung für Migranten) ist auf zwei Jahre ausgelegt. Es soll schrittweise alle bisherigen Halbtagsschulangebote für junge Flüchtlinge ersetzen und verknüpft intensive Sprachförderung, Schulunterricht und betriebliche Praktikumsphasen.
Zum Stichtag 1. Februar 2016 waren 1.617 neu zugewanderte Jugendliche in das Programm gestartet. Mittlerweile lernen und arbeiten in "AvM Dual" mehr als 1.900 Jugendliche an 36 Schulen in 121 Lerngruppen oder Klassen (Stichtag 1. April 2016). Weitere 411 Jugendliche sind in ihrer Muttersprache nicht alphabetisiert und werden daher in sogenannten Alphaklassen unterrichtet.
Weitere rund 500 neu Zugewanderte besuchen bereits im zweiten Jahr die vorherigen Angebote und werden diese Bildungsgänge beenden. Rund 305 Schüler aus dem Modellprojekt "AvM Dual" befinden sich derzeit in betrieblichen Praktika, alle weiteren bereiten ihre Praktika vor. Neu zugewanderte Jugendliche, die am 1. Februar im neuen Regelangebot "AvM Dual" starteten, absolvieren jetzt ihre Ankommensphase in den Schulen und bereiten betriebliche Praktika vor, die im September 2016 beginnen. (epd)