Fit für den Arbeitsmarkt

Eine Vitrine für 25 Euro und ein Globus für noch weniger: Das inklusive Kaufhaus „Ran&gut!“ hat einiges im Angebot. Nicht nur die Kunden profitieren, sondern auch die Beschäftigen.

Hier sind sie in ihrem Element: das Team des Kaufhauses zwischen den Regalen mit allerlei Produkten
Hier sind sie in ihrem Element: das Team des Kaufhauses zwischen den Regalen mit allerlei ProduktenKristina Tesch

Kisdorf. „Wenn ich die Kasse mache, dann stimmt sie auch“, sagt Fatma Aydin stolz. Sie ist eine von zehn Beschäftigten mit Behinderung, die im inklusiven Kaufhaus „Ran&gut“ in Kisdorf bei Hamburg arbeiten. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen seien in allen Arbeitsbereichen tätig: Warenannahme, Kundenberatung und Auspreisung. Deswegen kennt die 32-Jährige fast alle Preise auswendig.

Seit zehn Jahren ist das inklusive Kaufhaus „Ran&gut“ jetzt in der Trägerschaft der Stiftung Rauhes Haus. Es sei ein Arbeits- und Beschäftigungsprojekt, durch das Menschen mit Behinderung „fit für den Arbeitsmarkt“ gemacht werden sollen, sagte Detlef Boie, Bereichsleiter Arbeit und Bildung. Mit den verschiedenen Beschäftigungs- und Bildungsmöglichkeiten biete es die Rahmenbedingungen für eine Berufsbildungsmaßnahme, die wiederum Voraussetzung für die Beschäftigung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung sei.

Keine Berührungsängste

Die Waren sind gespendet, und Linda Kämereit, eine ehrenamtliche Helferin, ist immer wieder überrascht, was die Menschen weggeben. Mehr als 80 Prozent der Spenden seien neuwertig – und „da sind viele Markenartikel bei“, erzählt sie. Seit drei Jahren packt sie immer donnerstags im Kaufhaus mit an. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen mit Behinderung sei durchweg positiv und mache Spaß, sagt Kämereit. „Man darf einfach keine Berührungsängste haben.“

Mit einem großen Schild wirbt das Kaufhaus für sich
Mit einem großen Schild wirbt das Kaufhaus für sichKristina Tesch

Auf den rund 500 Quadratmetern Verkaufsfläche bietet „Ran&gut“ alles an, was gespendet wird. Eine neuwertige Vitrine gibt es schon für 25 Euro, ein beleuchteter Globus kostet 5 Euro, drei Bücher können Kunden für einen Euro mit nach Hause nehmen und Tassen und Gläser schon für 50 Cent. Die Preise bestimmen die Beschäftigten. „Da gucke ich auch mal im Internet, wenn ein großer Name draufsteht“, sagt Aydin. Und es gelte das Vier-Augen-Prinzip, denn weder sollen die Waren unter Wert noch zu teuer verkauft werden.

Einkaufen könne bei „Ran&gut!“ jeder, sagt Teamleiterin Juliane Geuke, denn es gelte das Prinzip: „Jeder soll sich alles leisten können.“ Dass viele Menschen in der Pandemie aussortiert haben, habe auch das Kaufhaus-Team bemerkt, so  Geuke. Haufenweise seien Möbel und Kleidung gekommen. Die Auswahl sei derzeit also sehr groß. Auch Saisonware für den Garten ist dabei, zum Beispiel Liegestühle und Blumentöpfe.

Waren für Geflüchtete

Aktuell gebe „Ran&gut“ viele Waren an Geflüchtete aus der Ukraine ab, so Geuke, die zudem bemerkt, dass das Kaufhaus bei jüngeren Menschen an Beliebtheit gewinnt: „Nachhaltigkeit ist in.“ Und es sei doch toll, dass viele Menschen das abgeben, was ihnen nicht gefällt, „für andere kann es das neue Lieblingsstück werden“. Viele Menschen könnten sich so Dinge leisten, die als Neuware zu teuer sind, außerdem landen weniger gute Stücke auf dem Müll, so Geuke.

Info
Das Kaufhaus ist am Dienstag und Mittwoch von 10 bis 14 Uhr und am Donnerstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet (Kaltenkirchener Str. 14, 24629 Kisdorf).