Schleswig bekommt endlich seinen Dom zurück

Ein Mammutprojekt geht zu Ende: Der Schleswiger St. Petri-Dom wird Ende Oktober nach fast vierjähriger Sanierung wiedereröffnet. Graue Kupferplatten haben das Antlitz des stadtbildprägenden Doms verändert.

Nach drei Jahren sind die Baumaßnahmen am Schleswig Dom nahezu abgeschlossen.
Nach drei Jahren sind die Baumaßnahmen am Schleswig Dom nahezu abgeschlossen.Tim Riediger/nordpool

Schleswig. Bagger rollen noch über den Vorplatz des Schleswiger St. Petri-Doms, im Kirchenschiff hängen Handwerker die letzten Kronleuchter auf und verlegen den restlichen Holzboden. Aber am 24. Oktober soll alles fertig sein, wenn der stadtbildprägende Dom nach fast vierjähriger Sanierung mit einem Festakt wieder eröffnet wird.

Die größte sichtbare Veränderung hat die Westfront mit dem 112 Meter hohen Turm durchgemacht: Die Eckpfeiler wurden großflächig mit grauen Kupferplatten verkleidet, und der Turm der gotischen Hallenkirche hat ein neues, grünes Kupferdach bekommen.

„Ich freue mich sehr, dass wir dieses große Projekt nun abschließen können“, sagte der Schleswiger Bischof Gothart Magaard. Rund 21,5 Millionen Euro hat die Sanierung gekostet, die sich die Nordkirche als Eigentümerin des Doms, der Bund und das Land Schleswig-Holstein geteilt haben.

Nach drei Jahren sind die Baumaßnahmen am Schleswig Dom nahezu abgeschlossen.
Gothart Magaard,  Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), vor dem Brüggemann-Altar.
Foto: Tim Riediger / nordpool
Nach drei Jahren sind die Baumaßnahmen am Schleswig Dom nahezu abgeschlossen.Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), vor dem Brüggemann-Altar.Foto: Tim Riediger / nordpoolTim Riediger / nordpool

Baumaßnahmen sind in der Geschichte des Doms ein Meilenstein

Mit seinen 112 Metern ist der Domturm der dritthöchste Kirchturm Schleswig-Holsteins. Doch schon kurz nach seiner Fertigstellung 1894 traten erste Schäden auf. Bei einer Sanierung nach dem Zweiten Weltkrieg wurden frostanfällige Ziegel und ungeeigneter Mörtel verwendet. Weitere Reparaturen blieben erfolglos, das Eindringen von Regenwasser war nicht aufzuhalten. Seit 2004 platzten immer wieder Steinteile ab. 2011 musste der Dom zum Schutz von Passanten dauerhaft eingerüstet werden. Die Kunstschätze im Inneren der Kirche waren durch die hohe Luftfeuchtigkeit in Gefahr.

In den vergangenen vier Jahren wurden alle Fugen an der Westfassade erneuert. Zudem mussten zahlreiche Mauersteine ausgetauscht werden. Der heikelste Moment war im Sommer 2020, erinnerte sich Projektkoordinator Pastor Andreas Hamann: Etwa 300 Quadratmeter groß war die Fläche in 50 bis 75 Metern Höhe, die neu gemauert werden musste. Ein Stahlkorsett gab dem Turm damals den nötigen Halt. „Da haben wir Blut und Wasser geschwitzt.“

Mehr Licht im Schleswiger Dom

Auch die Kunstschätze im Dom wurden generalüberholt, alle 32 Glasfenster aus dem 19. Jahrhundert restauriert und gereinigt. Dadurch fällt mehr Tageslicht in das Kirchenschiff und setzt die biblischen Motive in den bunten Fenstern deutlicher in Szene. Zudem wurden Setzrisse im Kirchenschiff repariert und die Gewölbeverzierungen farblich aufgefrischt.

 

Restauratoren reinigten den 500 Jahre alten Brüggemann-Altar und die Marcussen-Orgel. Um die Kunstwerke ins entsprechende Licht zu rücken, wurde die Beleuchtungsanlage optimiert. „Viele Besucher empfanden das Licht im Dom als schummrig. Das ändert sich jetzt“, so Magaard. Zudem sind die Zuwege barrierefrei. Über Rampen können Rollstuhlfahrer sich den Kreuzgang ansehen, der nun wieder voll begehbar ist. Ein kleiner Aufzug bringt Menschen mit Gehbehinderungen zum kostbaren Brüggemann-Altar, der im Hohen Chor steht.

Neue Domkantorin spielt erstmals auf der restaurierten Marcussen-Orgel

Neben den Veranstaltungen im Dom dürften viele Schleswiger das stündliche Glockengeläut vermisst haben, das vor drei Jahren das letzte Mal ertönte. Am 24. Oktober soll es wieder in Betrieb gehen. Zahlreiche Gäste aus Politik und Gesellschaft werden zum Gottesdienst um 14 Uhr erwartet, darunter Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und die Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Um 20 Uhr hat Domkantorin Mahela T. Reichstatt eine Premiere: Zum ersten Mal seit ihrem Dienstantritt im Februar 2021 spielt sie ein Konzert auf der Marcussen-Orgel.

Für die Teilnahme am Festakt ist eine namentliche Anmeldung unter anmeldung@bksl.nordkirche.de oder unter der Rufnummer 04621/307000 erforderlich. Der Eintritt für das Konzert um 20 Uhr ist frei, hier ist eine Anmeldung nicht erforderlich. Für den Einlass in den Dom gilt die 3G-Regel.