FDP-Nachwuchs kritisiert Tanzverbot am Karfreitag

Wer keiner Konfession angehört, darf nicht ausgegrenzt werden, argumentieren die Liberalen und orientieren sich am Bremer Vorbild.

In Niedersachsen soll auch am Karfreitag getanzt werden, finden die Jungen Liberalen
In Niedersachsen soll auch am Karfreitag getanzt werden, finden die Jungen LiberalenStefan Latz / pixelio

Hannover. Die Jungen Liberalen in Niedersachsen haben erneut Kritik am staatlichen Verbot öffentlicher Tanzveranstaltungen über Karfreitag geübt. "Das Anliegen der Christen, einen ihrer höchsten Feiertage angemessen begehen zu können, ist gerechtfertigt", sagte ihr Landesvorsitzender Lars Alt in Hannover. "Aber ebenso sollte auch ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland, das keiner Konfession angehört, die Möglichkeit für eine freie und offene Tagesgestaltung erhalten." In Niedersachsen sind öffentliche Tanzveranstaltungen von Gründonnerstag ab 5 Uhr morgens bis zum Karsamstag um Mitternacht verboten.
Die Ausübung individueller Glaubensansichten einer Religionsgemeinschaft dürfe nicht dazu führen, dass Andersdenkende in ihrer persönlichen oder wirtschaftlichen Freiheit eingeschränkt werden, erklärte die Nachwuchsorganisation der FDP. Bremen habe sich als "Vorreiter der persönlichen Freiheit" gezeigt. Der Stadtstaat hatte die Feiertagsregelung vor drei Jahren gelockert. Dort gilt das "Tanzverbot" nur noch am Karfreitag von 6 bis 21 Uhr. Diese Regelung ist bis Ende Februar 2018 befristet. Im nächsten Jahr soll darüber verhandelt werden, ob sie verlängert wird.

"Gesellschaft lebt von Unterbrechungen"

Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen werben für einen Schutz des Karfreitags. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hatte dazu aufgerufen, den Tag als stillen Feiertag zu bewahren: "Unsere Gesellschaft lebt von öffentlichen Unterbrechungen, die Selbstverständlichkeiten und Alltägliches infrage stellen." Die meisten Kritiker hätten gegen einen arbeitsfreien Tag nichts einzuwenden. Wer dies in Anspruch nehme, solle den Grund für den Feiertag auch dann achten, wenn er nicht der eigenen Überzeugung entspreche.
Der leitende Bremer Theologe Renke Brahms erklärte: "An einem Feiertag macht unsere Gesellschaft verlässlich gemeinsam Pause." Für viele Menschen habe der Karfreitag als Tag der Stille und Einkehr, aber auch als Tag der Trauer große Bedeutung.
Alt betonte dagegen, die Entscheidung über die Ausgestaltung der "Stillen Tage" solle beim einzelnen Bürger liegen. Jeder Clubbetreiber, der gegen das Tanzverbot verstoße, riskiere seine Konzession. Die Jungen Liberalen haben in Niedersachsen rund 800 Mitglieder, bundesweit sind es etwa 10.000. (epd)