Expertin: Kirche in Rumänien hat zu Rechtsruck beigetragen

Mit seinem Sieg im ersten Durchgang der Präsidentenwahl in Rumänien sorgte der Rechtsextremist Georgescu am Wochenende für Überraschung. Jetzt nennt eine Expertin eine mögliche Mitverantwortliche: die orthodoxe Kirche.

Die deutsche Rumänien-Expertin Katja Plate hat der rumänisch-orthodoxen Kirche eine mögliche Mitverantwortung bei dem jüngsten Rechtsruck eingeräumt. “Sicher ist, dass in zahlreichen Kirchen und Klöstern seit Monaten Werbematerial für Calin Georgescu auslag”, sagte die Büroleiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bukarest am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der rechtsnationale Präsidentschaftskandidat hatte sich am Sonntag entgegen allen Prognosen im ersten Durchgang durchgesetzt.

Georgescu gilt als prorussischer EU- und NATO-Skeptiker. Auch hier gibt es laut Plate Gemeinsamkeiten mit der rumänischen Mehrheitskirche. Dieser gehören 85 Prozent aller Kirchenmitglieder im Land an. “Es ist bekannt, dass einzelne Bischöfe stark prorussische Tendenzen haben und auf Basis der Gemeinschaft der orthodoxen Kirchen für einen Schulterschluss der orthodoxen Bruderländer Rumänien und Russland werben.” Während Kirchenpatriarch Daniel immer wieder eine proeuropäische Haltung zeige, gelte dies längst nicht für den Synod, das Führungsgremium der Kirche. Dort dominieren laut Plate “traditionalistisch rechts-nationale Ansichten”.

Mit dem ersten Durchgang der Präsidentenwahl ging Rumäniens Superwahljahr ins Finale. Nach dem EU-Parlament und Lokalregierungen wird am kommenden Sonntag (1.12.) ein neues Parlament gewählt. Eine Woche später (8.12.) muss sich der prorussische Kandidat Georgescu der liberalkonservativen Zweitplatzierten Elena Lasconi bei Stichwahlen stellen.