Expertin gibt Sprachkurse für Flüchtlingshelfer

Claudia Ott ist Expertin für orientalische Lyrik. Im Arabischkurs der Evangelischen Kirche in Celle vermittelt sie Engagierten in der Flüchtlingshilfe die Grundlagen der Sprache und Alltägliches.

Claudia Ott ist Expertin für arabische Lyrik. Im Arabischkursus der Evangelischen Kirche in Celle vermittelt sie Ehrenamtlichen aus der Flüchtlingshilfe Grundlagen der Sprache
Claudia Ott ist Expertin für arabische Lyrik. Im Arabischkursus der Evangelischen Kirche in Celle vermittelt sie Ehrenamtlichen aus der Flüchtlingshilfe Grundlagen der SpracheKaren Miether / epd

Celle. Schwungvoll schreibt Claudia Ott in arabischen Lettern Begrüßungsformeln auf das Flipchart und „schukran“, das Wort für Danke. Von rechts nach links geht das der Arabistin mühelos von der Hand. Viele ihrer Schüler im Urbanus-Rhegius-Haus in Celle sehen dagegen erst einmal nur Schnörkel und Bögen. „Ein Buch mit sieben Siegeln“, sagt Gertrud von Amsberg. Die 71-Jährige engagiert sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit. Deshalb wagt sie sich an die Herausforderung. Sie will Arabisch lernen und mit der fremden Sprache auch eine neue Schrift.

Arabischkurse boomen

Mit den vielen Flüchtlingen aus Ländern wie Syrien oder dem Irak boomen nach Beobachtung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes auch die Arabischkurse. „Die verstärkte Nachfrage ist vor allem auf das Interesse von Menschen zurückzuführen, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren“, sagt Verbands-Sprecherin Simone Kaucher. In Niedersachsen meldeten 22 Volkshochschulen gestiegene Kurszahlen – vor allem in der Nähe von Erstaufnahmestellen.

Claudia Ott mehrfach ausgezeichnet

Und die Volkshochschulen sind nicht die Einzigen, die Seminare anbieten. Im niedersächsischen Celle hat der evangelische Kirchenkreis mit Claudia Ott für seinen ersten Kursus eine besondere Botschafterin der arabischen Kultur engagiert. Die Wissenschaftlerin aus Beedenbostel bei Celle hat an Universitäten gelehrt und über arabische Epik promoviert. Für ihre Übersetzung der bisher ältesten Handschrift von „Tausendundeine Nacht“ ist sie mehrfach ausgezeichnet worden. „Ich bin von der arabischen Kultur und Literatur fasziniert“, sagt die 48-Jährige.
In ihrem Seminar geht es aber zunächst vor allem um Alltagsdinge, etwa darum, auf einem Dokument zu erkennen, wo der Geburtsort vermerkt ist. Neben Ehrenamtlichen büffeln hier deshalb auch Mitarbeiter von Behörden, einer Klinik und der Celler Justizvollzugsanstalt. Uwe Noltemeyer trägt noch die blaue Jacke mit der Aufschrift „Justiz“ während er versucht, die besondere Logik der arabischen Sprache zu ergründen und in einem Text Buchstabenfolgen aufzuspüren.
In der Untersuchungshaft, wo Noltemeyer arbeitet, sind unter den verschiedensten Nationalitäten zunehmend Gefangene aus dem arabischen Raum. „Bei uns kann das keiner sprechen oder schreiben und Dolmetscher sind nicht immer greifbar“, sagt er. „Schließlich herrscht Betrieb rund um die Uhr.“
Ähnliche Erfahrungen hat die Ärztin Kathrin Schmidt in einer psychiatrischen Klinik gemacht. Um die Menschen in Notsituationen aufzufangen, habe sie dann ein paar Vokabeln ausgegraben, die sie aus früheren Urlauben noch erinnerte. „Man merkt, dass man gleich einen besseren Zugang bekommt“, sagt sie. „Die Menschen sprechen dann ganz viel.“

Sprache kann Türen öffnen

Dass die Sprache Türen öffnen kann, hat auch Claudia Ott schon oft erfahren. „Im Arabischen lässt man nichts unbeantwortet“, sagt sie. Deshalb schreibt Ott neben „Danke“ und „gern geschehen“ auch noch die höflichere Steigerungsform an das Flipchart: „Kein Dank für das, was meine Pflicht ist.“ Zugleich warnt sie schmunzelnd: „Wenn Sie das sagen, werden sie in Arabisch förmlich überschüttet werden.“
Einander besser zu verstehen und zwar in mehrfacher Hinsicht, darum geht es vielen in dem Kursus. Bei denen, die Flüchtlingen Deutsch beibringen, klingt auch Bewunderung für den Fleiß der eigenen Schüler durch. „Ob Deutsch einfacher ist als Arabisch, weiß ich nicht“, sagt Flüchtlingshelferin Anna Hinrichs. „Aber ich komme ja von der anderen Seite.“ Und ein anderer Teilnehmer fügt an: „Es ist auch eine Frage des Respektes, wenigstens ein bisschen Arabisch zu lernen.“