Auch nach zwei Jahren Krieg scheint die Hamas über Einfluss in den Palästinensischen Gebieten zu verfügen. Der Nahost-Experte Marc Frings plädiert dafür, genauer auf die Organisation zu blicken.
Israel ist es nach Ansicht von Politologe Marc Frings nicht gelungen, die palästinensische Terrororganisation Hamas zu vernichten. Damit habe die Regierung um Premierminister Benjamin Netanjahu ihr Kriegsziel nicht erreicht, sagte Frings am Mittwoch in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Zugleich sprach sich Frings, der fünf Jahre lang das Büro der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung im palästinensischen Ramallah leitete, für eine differenzierte Betrachtung der Hamas aus. Diese habe nicht nur einen militanten Flügel, der sich in Gestalt der Qassam-Brigaden gewaltsam gegen Israel auflehne. “Auch der politische und der soziale Flügel, mit denen die Bewegung weit in die palästinensische Gesellschaft hineinreicht, existieren fort.”
Gelinge es der Hamas, über ihr regionales islamistisches Netzwerk neue oder alte Unterstützer für sich zu gewinnen, werde sie weiter ein Konfliktakteur bleiben, gab Frings zu bedenken. Deshalb sei es umso wichtiger, über Reformen der politischen Erneuerung in allen palästinensischen Gebieten nachzudenken. Das Einhegen der Hamas müsse auch innenpolitisch durch Reformen der Palästinensischen Autonomiebehörde vorangebracht werden.
Frings ist seit 2020 Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Dies ist der Dachverband der katholischen Laien in Deutschland. In den vergangenen Tagen machte er sich vor Ort ein Bild von der Lage in der Region.