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Ex-Wirtschaftsboss nimmt Generation Z in Schutz

Sie sei bereit, sich extrem zu engagieren und wolle in sinnstiftenden Jobs arbeiten. Andreas Barner, früherer Vorstandschef des Pharma-Riesen Boehringer Ingelheim, kann Vorurteile gegen die Jugend nicht nachvollziehen.

Der frühere Vorstandschef des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, Andreas Barner, hat die Generation Z gegen den Vorwurf der Faulheit verteidigt. “Jüngere sind bereit, sich über eine kürzere Zeitdauer extrem zu engagieren”, erklärte der 72-Jährige am Donnerstagabend bei einem “Generationenaustausch” auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover. Als “Generation Z” gelten Menschen der Jahrgänge von circa 1995 bis 2010.

Barner war von 2009 bis 2016 Vorsitzender der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim. Heute ist er in mehreren Gremien engagiert, etwa als Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, als Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages sowie als Aufsichtsratsvorsitzender der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”.

Es beeindrucke ihn zudem, dass sich jüngere Menschen im Vergleich zur Generation der Babyboomer bei der Jobwahl stärker danach richteten, dass ihre Arbeit sinnstiftend sei. “Natürlich wollen sie auch Geld verdienen”, räumte er ein. Mit Blick auf die Arbeitsmoral der zwischen 1995 und 2010 Geborenen mache er sich aber keine Sorgen. “Sie sind hochmotiviert.”

Schwierig sei es nur, sie für längerfristige Engagements etwa im Ehrenamt zu binden. “Wenn es darum geht, mehrere Monate lang mit Senioren spazieren zu gehen”, nannte er ein Beispiel. Organisationen müssten sich darauf einstellen und es anders auffangen.

Die Debatte um Karenztage für kranke Arbeitnehmer hält Barner für “unnütz”. “Ich hatte nie das Gefühl, dass Krankschreibungen ein strategisches Mittel sind, um weniger zu arbeiten.” Wenn das Klima am Arbeitsplatz gut sei, würden Arbeitnehmer kommen. “Wenn die Leute viel krank sind, muss sich der Arbeitgeber was überlegen, anstatt über Karenztage zu reden”, sagte der frühere Pharma-Manager.

Bei Karenztagen gilt, dass die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für den ersten Tag einer Krankmeldung entfällt. Zuletzt hatten mehrere Bundespolitiker gefordert, die Lohnfortzahlung einzuschränken. Auch der Chef der Drogeriemarktkette dm sprach sich etwa dafür aus.

Unternehmen müssten schon Auszubildenden das Gefühl geben, willkommen zu sein, und wertschätzend mit ihnen umgehen, so Barner. “Ich habe mich zum Beispiel bewusst jedes Jahr darum gekümmert, unsere Auszubildenden persönlich zu begrüßen”, berichtete der Ex-Wirtschaftsboss. Boehringer Ingelheim beschäftigt mehr als 50.000 Menschen.