Evangelische Kirche sammelt Spenden für Rettungsschiff

Mit der Unterstützung für ein Flüchtlingsschiff setzt die evangelische Kirche deutlich ein politisches Signal. Mehrere Kirchen im Norden beteiligen sich mit Spenden.

Ein Mahnmal für Flüchtlinge, errichtet im vergangenen Juli im Hafen von Malta
Ein Mahnmal für Flüchtlinge, errichtet im vergangenen Juli im Hafen von MaltaHeiko Kantar / epd

Hamburg. Mit Beteiligung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat das Bündnis „United 4 Rescue“ die Spendensammlung für ein Seenotrettungsschiff gestartet, das Flüchtlinge im Mittelmeer aufnehmen soll. Es sei „ein Bekenntnis zur Mitmenschlichkeit“, sagte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD, in Hamburg. Die Kirche dürfe nicht nur reden, sondern müsse auch handeln. Unter dem Hashtag #WirschickeneinSchiff werden Spenden auch online gesammelt.

Als mögliches Seenotrettungsschiff komme das Kieler Forschungsschiff „Poseidon“ infrage, sagte Michael Schwickart von Seawatch. Das Schiff des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung werde in einem Gebotsverfahren am 30. Januar verkauft. Ob das Bündnis den Zuschlag erhalte, sei noch ungewiss. Schwickart rechnet mit Kosten von rund einer Million Euro. Ostern 2020 könnte das Schiff seinen Einsatz starten.

Oldenburgische Kirche gibt 20.000 Euro

Eigner des Schiffes soll die Seenotrettungsorganisation „Seawatch“ werden, kündigte Bedford-Strohm an. Innerhalb der evangelischen Kirche erwarte er keinen größeren Widerstand gegen das Projekt. Je länger die Diskussion anhalte, desto mehr Konsens beobachte er. Das Engagement für Flüchtlinge sei ein zusätzlicher Einsatz, der nicht auf Kosten der Entwicklungshilfe gehen dürfe.

Die "Poseidon" soll das EKD-Rettungsschiff werden
Die "Poseidon" soll das EKD-Rettungsschiff werdenGötz Ruhland / Wikimedia Commons

„United 4 Rescue – Gemeinsam Retten!“ ist ein Bündnis von rund 40 Partnern aus Kirchen, Kommunen, Vereinen und Initiativen. Die oldenburgische Kirche beteiligt sich mit zunächst 20.000 Euro an der Finanzierung. Schon im August hatte die Evangelisch-reformierte Kirche als erste evangelische Landeskirche angekündigt, dass sie die Initiative mit 15.000 Euro unterstützen wolle.

Beide Kirchen haben zudem zu Spenden und Kollekten aufgerufen. Auch die braunschweigische Landeskirche will sich nach Auskunft von Kirchensprecher Michael Strauß dem Bündnis „United 4 Rescue“ anschließen. Über eine finanzielle Beteiligung sei allerdings noch nicht abschließend beraten worden. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister warb bei der Synodentagung in der vergangenen Woche ebenfalls um Unterstützung.

Die Nordkirche berät aktuell, wie sie „United 4 Rescue“ unterstützen kann. Bereits im September hatte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt die Überlegungen innerhalb der EKD befürwortet, gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen Menschen im Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten. „Gut, dass dieses Bündnis jetzt startet. Mit der Unterstützung des Projektes ist es möglich, Menschen unmittelbar zu helfen, die sich aus Not auf eine risikoreiche Flucht begeben haben und dabei in Lebensgefahr geraten. Ich werde dieses Projekt unterstützen und freue mich, wenn viele andere das auch tun werden“, sagte Kristina Kühnbaum-Schmidt.

Es kritisiert die Kriminalisierung der Seenotrettung und fordert faire Asylverfahren. Der Trägerverein wurde Mitte November gegründet. Das Projekt ist nach Angaben des Vereins auf mindestens drei Jahre angelegt.

Kirchentag zeigte Initiative

Ein Schiff zur Seenotrettung sei ein Beitrag, dem Sterben auf dem Mittelmeer ein Ende zu bereiten, betonte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). Sie verwies darauf, dass Hamburg als „Sicherer Hafen“ Flüchtlinge aus Seenot aufnehmen würde. Die Stadt dürfe dies allerdings nicht ohne Zustimmung des Bundesinnenministeriums tun. Es sei bislang nicht gelungen, auf EU-Ebene eine wirkungsvolle Seenotrettung zu gründen.

Für den Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, ist das Schiff eine deutliche Botschaft an die Europäische Union. Man müsse Sorge um die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer haben – und nicht Angst vor ihnen.

Im September hatte die EKD bekanntgegeben, dass sie zusammen mit einem Verein „Seawatch“ beauftragen möchte, ein Schiff ins Mittelmeer zu schicken. Der Beschluss geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentags im Juni zurück.

Während der Pressekonferenz in Hamburg wurde ein Livestream zum Seenotrettungsschiff „Alan Kurdi“ (Hamburg) auf dem Mittelmeer geschaltet. Das Schiff kann weder in Italien noch auf Malta anlanden. 61 Flüchtlinge befinden sich nach Angaben einer Sprecherin an Bord, darunter 21 Minderjährige. Der gesundheitliche Zustand der Flüchtlinge sei schlecht: „Die kippen uns hier reihenweise um.“ (epd)