Ev. Stiftung Alsterdorf beendet spektakulären Umbau ihrer Kirche

Ein umstrittenes Altarbild hat die Stiftung mit großem Aufwand entfernt und ein Fenster eingesetzt. Jetzt wird die Kirche wieder eröffnet, ein Gedenkort soll folgen.

Fenster statt Wand: So sieht die St. Nicolaus-Kirche nach dem Umbau aus
Fenster statt Wand: So sieht die St. Nicolaus-Kirche nach dem Umbau ausStiftung Alsterdorf

Hamburg. Einer der spektakulärsten Kirchenumbauten in Hamburg geht zu Ende: Die Evangelische Stiftung Alsterdorf feiert am Sonntag, 10. April, um 11 Uhr die Wiedereröffnung ihrer St. Nicolaus-Kirche. Im Mai vorigen Jahres hatte ein Kran die 58 Tonnen schwere Altarwand aus der Kirche der Evangelischen Stiftung Alsterdorf gehievt. Die zwölf Meter hohe Wand mit einem umstrittenen Altarbild aus der NS-Zeit wurde neben der Kirche aufgestellt und soll demnächst als Mahnmal dienen.

Nach dem Umbau gewährleistet die Stiftungskirche umfangreiche Barrierefreiheit. Die versetzte Altarwand wurde durch ein großes Glasfenster ersetzt, das den Kirchenraum merklich aufhellt. Künftig wird St. Nicolaus somit zum Ort für inklusive Gottesdienste und Andachten. Gleichzeitig schafft die Kirche durch Veranstaltungen und Begegnungen eine stärkere Verbindung in den Stadtteil Alsterdorf und die Stadt.

Was das umstrittene Bild zeigt

Das umstrittene Altarbild auf der Wand stammt aus dem Jahr 1938 und zeigt den gekreuzigten Jesus umgeben von zwölf Menschen mit Heiligenschein und drei offenbar behinderten Menschen ohne Heiligenschein. Es ist als Sgraffito direkt auf den Putz gemalt. Gedeutet wird es, dass behinderte Menschen keine direkte Nähe zu Gott haben, sondern dafür Helfer benötigen. Der Anblick des Bildes sei für viele Bewohner der Stiftung „unerträglich“ gewesen, so die Stiftung.

Der Kran hat das Altarbild im Mai 2021 am Haken
Der Kran hat das Altarbild im Mai 2021 am HakenPhilipp Reiss / epd

Die alte Altarwand steht jetzt neben der Kirche und wird künftig zentrales Element eines Lern- und Gedenkortes sein, der sich mit der Geschichte der ehemaligen Alsterdorfer Anstalten in der NS-Zeit auseinandersetzt. Die Einweihung des Gedenkortes ist für den 9. Mai geplant. Auf der Rückseite der Wand stehen die Namen der 511 Bewohnerinnen und Bewohner, die während der NS-Zeit ermordet wurden.

Die Predigt im Eröffnungsgottesdienst hält Bischöfin Kirsten Fehrs. Die Liturgie gestaltet Pastor Uwe Mletzko, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Bereits am Sonnabend, 9. April wird ab 17 Uhr in einer Prozession die Kirchenausstattung wie Kreuz und Bibel wieder in die Kirche hineingetragen.


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Die Evangelische Stiftung Alsterdorf ist mit rund 4.000 Mitarbeitenden eine der bundesweit größten Einrichtungen für behinderte Menschen. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden unter dem NS-nahen Direktor Karl Friedrich Lensch 630 behinderte Menschen deportiert, von denen nur wenige überlebten. (epd)

Info
Der Gottesdienst ist nicht öffentlich.