Etwa 2.000 Menschen feiern Pfingsten ökumenisch

Erst ein Gottesdienst, dann ein Mahl unter freiem Himmel: Gemeinsam haben evangelische und katholische Christen in Schwerin Pfingsten gefeiert. Die Tischrede hielt die designierte Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns.

Landesbischof Gerhard Ulrich (Nordkirche, l.) und Erzbischof Stefan Heße (Erzbistum Hamburg) auf dem Weg zur Bühne, von der aus sie gemeinsam predigen
Landesbischof Gerhard Ulrich (Nordkirche, l.) und Erzbischof Stefan Heße (Erzbistum Hamburg) auf dem Weg zur Bühne, von der aus sie gemeinsam predigenCordes / Nordkirche

Schwerin. Etwa 2.000 Menschen haben am Pfingstmontag auf dem Schweriner Marktplatz an einem ökumenischen Gottesdienst mit anschließendem gemeinsamen Mahl teilgenommen. Zu der Pfingstfeier unter dem Motto "Gemeinsam die Stimme erheben" hatten evangelische und katholische Christen aus Norddeutschland eingeladen. Bei der Feier wurde auch der Reformation vor 500 Jahren gedacht. Der Gottesdienst war mit über 1.000 Menschen im Dom gestartet und nach einer Prozession auf dem Markt fortgesetzt worden.
Die frühere Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) rief in ihrer Tischrede dazu auf, sich von Krieg, Gewalt, Hass oder Terror nicht mutlos machen zu lassen, sondern sich gemeinsam mit Konfessionslosen für eine friedlichere und gerechtere Welt einzusetzen. Es komme auf jeden Einzelnen an. Sie sei fest davon überzeugt, dass ein Leben in Frieden, Freiheit und Solidarität möglich sei. Dass Katholiken und Protestanten das Pfingstfest gemeinsam feiern, sei ein Zeichen der Zusammengehörigkeit, Anerkennung, Toleranz und Offenheit. Diesen Brückenschlag wünsche sie sich auch zu den Konfessionslosen.

Landesbischof Ulrich predigt

Der evangelische Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich sagte in seiner Predigt auf dem Marktplatz, das Reformationsjubiläum sei heute ein ökumenischer Ruf an die Christen, sich immer wieder neu an Jesus Christus auszurichten. "Und wir gehen weiter unseren Weg aufeinander zu – als Beispiel für die Welt." Gott brauche begeisterte Menschen, die auch scheinbar unrealistische Dinge denken und tun.
Gott kenne kein egoistisches Kirchturm-Denken nach der Devise: "Meine Kirche, mein Land zuerst!", sagte der Landesbischof. Vielmehr schaffe er sich in der Kraft des Geistes eine Kirche, eine Gemeinschaft der Verschiedenen, "die nicht Angst macht". Freiheit sei ohne Vielfalt nicht denkbar. Pfingsten wolle auch öffnen für die Vielfalt der Kulturen sowie für den Kampf gegen Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit im eigenen Leben und in der Welt. Der Traum von Liebe, Gerechtigkeit und Frieden für alle Menschen lebe weiter.

Von Gottes Geist erfasst

Der katholische Erzbischof Stefan Heße (Hamburg) ermunterte in seiner Predigt dazu, sich von Gottes Geist erfassen zu lassen und ihn hineinzutragen in die Gesellschaft, ins Leben, in den Alltag. Er hoffe, dass andere Menschen spüren könnten, "dass wir diesem Geist vertrauen".
Die designierte Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, überbrachte den Anwesenden in ihrer Tischrede auch herzliche Grüße vom schwer erkrankten Ministerpräsidenten Erwin Sellering (SPD). Der Regierungschef sollte ursprünglich die Tischrede halten. Gerhard Ulrich betonte, dass Gebete und Genesungswünsche Sellering begleiteten.
Anlass für das Reformationsjubiläum ist der Thesenanschlag von Martin Luther vom 31. Oktober 1517 an die Wittenberger Schlosskirche. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der Reformation und weltweite Geburtsstunde des Protestantismus. Pfingsten ist das dritte Hauptfest im Kirchenjahr nach Weihnachten und Ostern. Es gilt als "Geburtstag der Kirche" und Beginn der weltweiten Mission. (epd)