Erfurter Bischof: Arbeit ist wichtig für geflüchtete Menschen
Beim Empfang für die Thüringer Landespolitik hat Bischof Ulrich Neymeyr die Bedeutung von Arbeit für Geflüchtete hervorgehoben. Den Politikern schrieb er für den Umgang miteinander einiges ins Stammbuch.
Bischof Ulrich Neymeyr hat einen besseren Zugang von Geflüchteten zum Arbeitsmarkt gefordert. “Es ist ein Ausdruck der Menschenwürde, dass der Mensch sich seinen Lebensunterhalt selbst verdient”, sagte er am Donnerstagabend beim traditionellen Elisabeth-Empfang des Bistums in Erfurt für die Thüringer Landespolitiker. Notwendig seien Sprachkurse, Integrationskurse, zügige Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen, Kinderbetreuung und eine Offenheit für Menschen aus anderen Kulturen.
Zugleich betonte Neymeyr laut Redemanuskript, “dass es nicht reizvoll sein darf, von staatlicher Alimentation zu leben”. Die katholische Soziallehre fordere Strukturen, die Menschen ein auskömmliches Arbeiten unter menschenwürdigen Bedingungen ermöglichten. “Das heißt aber auch, dass dort, wo immer es möglich ist, die Menschen als Ausdruck ihrer Menschenwürde auch einer Erwerbsarbeit nachgehen sollen”, betonte der Bischof.
Neymeyr mahnte in seiner Ansprache einen umfänglichen Schutz der Menschenwürde in allen Lebensbereichen an. Er sei froh, dass in diesem Jahr der Schutz vor Altersdiskriminierung Eingang in die Thüringer Verfassung gefunden habe. Mit Blick auf die Politik bleibe der Respekt vor dem politischen Gegner eine bleibende Herausforderung. “Auch bei aller Auseinandersetzung in der Sache darf der menschliche Respekt nicht verloren gehen, sonst verliert am Ende die parlamentarische Demokratie”, sagte Neymeyr.
In Thüringen verständigten sich am Mittwoch CDU, BSW und SPD auf einen Koalitionsvertrag, der am Freitag vorgestellt werden soll. Bei der Landtagswahl am 1. September war die AfD mit 32,8 Prozent stärkste Kraft geworden. Der Verfassungsschutz stuft den Landesverband mit Spitzenkandidat Björn Höcke als gesichert rechtsextrem ein.
Neymeyr räumte ein, er wisse aus eigener Erfahrung, dass es durchaus eine Herausforderung sei, die Würde eines jeden Menschen zu respektieren und ihn nicht in irgendeiner Weise zu diskriminieren. “Erst relativ spät habe ich gelernt, auch homosexuell veranlagten Menschen aufgeschlossen und unvoreingenommen zu begegnen”, sagte der Bischof. “Hier sind wir als Kirche, aber sicher auch als Gesellschaft, immer noch auf dem Weg.”