Kürzungen bei der Entwicklungshilfe sind das eine. Doch Experten kritisieren, dass die EU-Staaten mit den Hilfsgeldern zunehmend eigene Interessen verfolgten.
Organisationen werfen den EU-Staaten vor, Entwicklungshilfe nicht nur zu kürzen, sondern auch zunehmend nach eigenen Interessen einzusetzen. “Regierungen priorisieren Investitionen dort, wo sie sich strategische Vorteile erhoffen, nicht dort, wo es dringend Impulse für wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Entwicklung braucht”, erklärte der Vorstandsvorsitzende des entwicklungspolitischen Dachverbands Venro, Michael Herbst, am Mittwoch in Berlin.
Herbst verwies auf aktuelle Zahlen des europäischen Dachverbands Concord, nach denen 2024 nur 13,9 Milliarden Euro oder 0,12 Prozent des EU-weiten Bruttonationaleinkommens in Projekte in den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt geflossen seien. Das bedeute “eine Stagnation auf viel zu niedrigem Niveau”. Demgegenüber seien Kredite an Schwellenländer im vergangenen Jahr um 23 Prozent gestiegen.
Herbst erklärte, diese Entwicklung sei “ein weiterer Schritt im Prozess der Aushöhlung internationaler Verpflichtungen”. Der Anteil der Gelder, die tatsächlich entwicklungsfördernd wirkten, sinke immer weiter. “Entwicklungsfinanzierung muss in die globale Entwicklung zum Nutzen aller fließen. Diesem Anspruch werden wir aktuell nicht mehr gerecht.”
Venro äußerte sich mit Blick auf den Aidwatch-Bericht, den der Dachverband Concord am Mittwoch veröffentlicht hatte.