Enttäuscht, aber noch voller Tatendrang

Vor rund drei Jahren starteten die frisch gewählten Kirchenvorstände hoch motiviert in ihre sechsjährige Amtszeit. Was ist aus ihren Vorhaben geworden, wie haben sie sich mit der Corona-Pandemie arrangiert?

Die persönliche Halbzeitbilanz der Kirchenvorstände viel coronabedingt entäuschend aus.
Die persönliche Halbzeitbilanz der Kirchenvorstände viel coronabedingt entäuschend aus.epd/Sven Kriszio

Osnabrück/Kirchgellersen. Der Kirchenvorstand der Südstadt­gemeinde in Osnabrück hatte sich viel vorgenommen. Ganz oben auf der Liste stand der Bau des neuen Gemeindehauses bei der Lutherkirche. „Und eigentlich waren wir schon ziemlich weit“, erzählt Kirchenvorsteher Daniel Matzner. Doch die Corona-Pandemie habe den Zeitplan und die Zusammenarbeit mit anderen Gremien im Kirchenkreis über den Haufen geworfen. „Corona hat alles zum Stillstand gebracht. Vor allem die Ausschuss­arbeit ist in den Winterschlaf verfallen“, bilanziert Matzner enttäuscht.

Neue Gottesdienstformen entstanden

Die 14 Mitglieder des Leitungsgremiums waren in der Zwischenzeit jedoch nicht tatenlos, betont Matzner. „Seit fast zwei Jahren setzen wir uns mit den Folgen der Corona-Pandemie auseinander. Da war viel zu regeln, um unser Gemeindeleben trotzdem irgendwie noch schön zu gestalten.“ Immerhin seien unter anderem viele neue Gottesdienst­formen entstanden, stellt Matzner fest. Doch so erfreulich diese Neuerungen seien, so sehr dränge beim Bau des Gemeindehauses jetzt die Zeit. „Auf der nächsten Kirchenvorstandssitzung im August wollen wir zusammen mit dem Superintendenten sehen, dass wir endlich weiterkommen. Es wird sehr eng.“

Der Umgang mit Corona hat auch in der Kirchengemeinde Kirchgellersen bei Lüneburg viel zusätzliche Arbeit in Anspruch genommen. „Es musste viel mehr geklärt werden als sonst“, sagt Kirchenvorsteher Falk-Christian von Berkholz. Dazu kamen Umbau- und Renovierungsarbeiten.

Bis zu 40 Nachrichten auf dem Handy

Ein digitaler Nachrichtendienst habe den Abstimmungsbedarf innerhalb des Kirchenvorstands ermöglicht, so von Berkholz weiter. „Diese Art der Kommunikation haben wir massiv ausgeweitet. Es gab Tage, da hatte ich 40 Nachrichten auf meinem Handy.“ Für von Berkholz fällt die Halbzeit­bilanz positiv aus: „Wir haben alles weiter behandelt, was wir machen wollten.“ Noch wichtiger sei ihm, dass der Kirchenvorstand als Team enger zusammengewachsen sei.

Dass die Corona-Pandemie eine besonders herausfordernde Zeit für die Kirchevorstände sei, betont Susanne­ Briese. Sie ist die Ehrenamts-Pastorin in der Landeskirche Hannovers. „Weihnachten nicht so mit Gottesdiensten feiern zu können wie gewohnt war eine der schwersten Entscheidungen“, so Briese. „Auch zu vermitteln, dass Gruppen und Kreise sich nicht treffen durften, gehörte dazu.“

Das Engagement der ehrenamtlich Leitenden sei großartig

Dabei hätten sich die Kirchenvorstände teilweise mit massiver Kritik der Öffentlichkeit befassen müssen, ergänzt Ralph Charbonnier, Theologischer Vizepräsident im Landeskirchenamt in Hannover. „Für alle war es eine neue Erfahrungen, Entscheidungen solcher Tragweite unter Bedingungen begrenzter Vorhersagbarkeit der Folgen zu treffen. Das Standvermögen der ehrenamtlichen Kirchenvorstände war beeindruckend.“

Auch in den kommenden drei Jahren werde die Herausforderung groß sein, betont Briese: „Jetzt geht es darum, ob und wie sich die Gemeindearbeit unter den neuen Bedingungen verändern sollte.“ Dazu komme die Stellen- und Finanzplanung. Für den Ehrenamtlichen von Berkholz macht das kaum einen Unterschied: „Wir haben unsere Verantwortung angenommen und werden das auch weiter schaffen.“