Engel mit Wurmstich

20 Jahre lang war ein Engel in der Taufkapelle der Prerower Seemannskirche verschwunden. Jetzt ist er wieder aufgetaucht  – weil die Gemeinde aufräumte.

Der Engel ist von Wurmfraß gezeichnet und mit amputierten Armen
Der Engel ist von Wurmfraß gezeichnet und mit amputierten ArmenSusann Knoll/Förderverein

Prerow. Manchmal passieren kleine und große Wunder – in der Seemannskirche in Prerow auf dem Darß ist zum Beispiel vor Kurzem ein Engel aufgetaucht, der vermutlich 20 Jahre lang verschollen war.

„Das war tatsächlich ein Highlight unserer Sakristei-Umgestaltung“, berichtet Susan Knoll vom Förderverein. Vor der Sanierung sollte es ans Aufräumen gehen: eine etwas umfänglichere Aktion, offenbar. „Wer schon mal einen Blick in eine Sakristei geworfen hat, der weiß, wovon ich spreche“, erzählt die Prerowerin. „Dort steht immer einiges herum: vom Notenständer bis zum Kerzenständer, von der Bodenvase bis zum Kollektenschälchen.“ Und mitten dazwischen lag er plötzlich: ein alter wurmstichiger Engel mit zwei amputierten Beinen. Ein Bild des Jammers. „Wir haben uns immer gefragt: Wo ist der vierte Engel? Denn eigentlich gehört er auf die Kapitäle der Taufkapelle, die schon vor einiger Zeit saniert wurde. Und nun kam er plötzlich zum Vorschein. Es war eine große Freude“, sagt sie.

Für Sanierung Spenden gesammelt

Um den Engel wieder hübsch zu machen für seinen großen Auftritt auf der Taufkapelle, rechnet der Förderverein mit Kosten in Höhe von 5000 bis 10.000 Euro, denn die Holzwürmer hatten ihn sozusagen „zum Fressen“ gern.

Im Urlauberort Zingst läuft die Beteiligung an den Sanierungsvorhaben auf vollen Touren. So hat der „Modehafen Zingst“ gerade das 30. Jubiläum seines Bestehens gefeiert. Ines Schuhmann, Chefin des traditionellen Modehauses, hatte im Vorfeld darum gebeten, statt Blumen und Geschenken Spenden für die Sanierung der Seemannskirche Prerow anzunehmen. 1150 Euro konnte sie nach den zwei Tagen an die Vorsitzende des Fördervereins Susan Knoll übergeben.

Schöne Sitzbänke

Der Förderverein hat in der Vergangenheit schon so manche Verschönerung in und an der Kirche auf den Weg gebracht. „Mit Hilfe vieler Freunde und Vereinsmitglieder haben wir richtig viel bewegen können“, sagt Susan Knoll. So wurde die Beleuchtung in der Kirche erneuert. „Es fehlt aber noch die Beleuchtung in den Außenräumen, in der Sakristei und auf den Wegen. Aber man braucht ja Ziele.“

Die Sitzbänke auf der Empore wurden verbreitert, weil dies einfach bequemer sei. „Und da die Kirche nicht komplett beheizt werden soll, um das Mauerwerk zu schonen, haben wir beheizbare Sitzkissen angeschafft“, so Knoll.

Auch die Sakristei ist inzwischen fast fertig. Einbauschränke im gleichen Stil wie das Gestühl in der Kirche erleichtern es, Ordnung zu halten. Das Gestühl wurde gestrichen, und draußen auf dem Friedhof bekommen die besonderen Grabsteine der Seemannsgräber nun Winterhauben.

Kirchenwein vom Kaiserstuhl

„Unser wichtigstes aktuelles Projekt ist die Sanierung der Schiffsmodelle und der Schiffsbilder“. Drei Schiffsmodelle schweben durch die Seemannskirche und geben ihr einen besonderen Charme. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Greifswald helfen nun bei der Sanierung. „Da sind hohe Beträge vonnöten, denn die Restaurierung ist etwas sehr Spezielles, dauert lange, und es gibt wenige Restauratoren, die das können. Wir sind froh, eine gefunden zu haben.“

Der Förderverein hat inzwischen 283 Mitglieder. Viele wollen etwas für die Kirche tun. Ein Mitglied hat angeregt, bei einem renommierten badischen Winzer vom Kaiserstuhl eine Sonderedition Kirchenwein zu kreieren. Nach einer Verkostungsaktion standen dann die Sorten fest: ein Grauburgunder und ein roter Spätburgunder sollen es sein. „Diese Weine verkaufen wir und wollen sie auch bei unseren Veranstaltungen ausschenken. So lange kann Corona nicht dauern, dass wir nicht wieder zum Ausschenken kommen“, erzählt sie optimistisch. „Donati“ heißt der Wein: drei Euro pro Flasche kommen beim Verkauf dem Förderzwecken zugute.